Montag und Dienstag bleiben wir noch in Maun, um das Internet zu nutzen und einges zu organisieren. Am Mittwoch wollen wir schnell Schule machen und dann gegen 10 Uhr los. So ganz geht der Plan nicht auf, denn unser Campingplatznachbar Edi aus der Schweiz spielt auf seiner kleinen Trompete vor, und da wollen natürlich alle auch mal probieren. Alle mit Ausnahme von Jochen bekommen auch irgendeinen Ton heraus. Dann gibt Mio ein Ständchen auf ihrer C-Flöte („Der Kuckuck und der Esel“), schließlich holt auch Silas seine Flöte noch hervor und gibt eine virtuose „Zauberflöte“ zum Besten. Das verzögert die Abfahrt um mindestens eine halbe Stunde. Hat aber Spaß gemacht und war es definitiv wert.
Bergfest: Ein Grund zu feiern und Bilanz zu ziehen
Die Hälfte ist rum!! Es ist ein seltsames Gefühl, dass es ab jetzt dem Ende entgegengeht … Andererseits passt es: Wir hatten in der letzten Woche ein absolutes Highlight unserer Reise, wir sind gefühlt schon lange unterwegs und haben ebenso lange noch vor uns. Wir freuen uns auch wieder auf unser Leben zuhause.
Auf jeden Fall ein Grund für uns zu feiern und uns Zeit zu nehmen, um zurückzuschauen: was haben wir erwartet, was davon ist in Erfüllung gegangen und was hat auch nicht so geklappt, wie wir es uns vorgestellt haben?
Abenteuer Wildnis: 5 Tage zwischen Moremi und Chobe Nationalpark
Am Dienstag machen wir uns nach der Schule auf in die Wildnis des Nordens. Wir wollen in das Gebiet zwischen den beiden Nationalparks Moremi und Chobe – nicht hinein, weil wir mit unserem Onkel Deutz 1000 Pula pro Tag und dann nochmals 200 Pula pro Person berappen müssten. Die Nationalparks haben hier keinen Zaun, deshalb laufen die Tiere überall herum und wir hoffen, auch an den Rändern genug Wildlife zu sehen. Auch die Campingplätze kosten hier abartig viel Geld, so dass wir diese meiden werden und uns einfach irgendwo im Busch verstecken wollen. Gesagt, getan. Die ersten 30 km nach Maun sind noch geteert, dann beginnt eine ziemlich abenteuerliche Schotter- und Sandpiste. Es ist eine Slalomfahrt ohne gleichen. Mit fast 50 km/h brausen wir über Wellblech, um Schlaglöcher und durch den teilweise tiefen Sand. Onkel Deutz und der Fahrer machen ihre Sache jedoch sehr gut, und wir kommen durch jedes noch so tiefe Sandloch hindurch
Da wir eigentlich nicht so ganz genau wissen, wo wir hinwollen, fahren wir einfach mal gen Norden. Zur Mittagspause nehmen wir einen Abzweig von der „Hauptstraße“ in Richtung Fluss und landen an einem wunderschönen Platz unter einer großen Akazie mit Blick auf Antilopen und Wasser. Hier vespern wir (wir haben noch eine Dose Lyoner aus den schwäbischen Landen, die wir ganz familiär und ohne Streit – haha! – aufteilen) und fahren dann weiter. Die Spur ist hier teilweise deutlich schmäler als unser Onkel und die vielen Zweige, die an den Seitenwänden streifen, tun uns schon weh. Aber was sollen wir tun? Augen zu und durch ….
Flugsafari: Echt schön, aber …
Seit drei Tagen sind wir in Maun, Sedia Riverside Hotel. Als ich unter dort das erste Mal unter der Dusche stehe und das ausreichend warme Wasser über mich rieseln lasse, fällt mir auf, dass das seit dem Krüger Nationalpark die erste „richtige“ Dusche ist … – wir hatten zwar an den anderen beiden Backpackern bzw. Campingplätzen auch Duschen, aber da kam kaum Wasser raus. Also: Diese Dusche muss man genießen!
Das Hotel ist sehr schön und hat einen Campingplatz direkt hinter dem Garten. Als Camper darf man den Pool und das WLAN des Hotels mitbenutzen, auch sehr cool. Allerdings ist das mit dem WLAN so eine Sache und kostet uns einige Stunden sinnloses „Verbindungsaufbau-Gucken“. Jochens Kommentar am Abend: „Immer wenn ich die Augen schließe, sehe ich Gekringel!“
Wir verbringen den Samstag mit Organisieren, Wäsche waschen, etc. Die Kinder schreiben Postkarten.
Löwengefahr
Am Donnerstag verlassen wir Kubu Island über denselben Track, über den wir gekommen sind. Wir nehmen den Umweg in Kauf, da wir von anderen Reisenden hören, dass der Track nach Norden bzw. Nordwesten deutlich enger und noch „buschiger“ ist, als der südliche. Also gehen wir lieber auf Nummer sicher. Trotz Schule und Salzpfanne schaffen wir es an diesem Tag wieder über 200 km. Nach der Salzpfanne gelangen wir wieder auf eine Teerstraße und fahren durch eine sehr flache, ausgetrocknete und menschenleere Landschaft. Es gibt nicht viel mehr als niedriges Buschwerk oder Savanne. Vor Sonnenuntergang suchen wir uns einen Übernachtungsplatz neben der Straße. Wir vertreten uns die Beine, Silas und Juli fahren noch etwas Einrad auf der Straße.
Als uns ein Lastwagenfahrer im Vorbeifahren auf unserem Parkplatz bemerkt, wendet er. Wir wundern uns und fragen die Kinder, ob sie etwas angestellt hätten. Der LKW hält neben uns und fragt, ob alles in Ordnung sei oder ob wir eine Panne hätten. Dann warnen sie uns: hier laufen Elefanten und Löwen frei herum. Gleich hier in der Nähe hätten sie ein paar Löwen gesehen. Wir sollten bei Nacht auf keinen Fall unser Auto verlassen. Die Kinder sagen mir dann noch, dass einige Autos ca. 500m von unserem Parkplatz gebremst und das Warnblinklicht angeschaltet hätten. Das ist – oder war zumindest im Krüger Nationalpark – das Zeichen für „Löwe gesichtet“. Ok, dass sie so nah sind, hätten wir nicht gedacht. Wir packen schnell zusammen und machen es uns lieber im Onkel Deutz gemütlich.
Pure Einsamkeit: Kubu Island
In Mmatshumo startet der Track nach Kubu Island, eine Insel inmitten eines riesigen getrockneten Salzsees. Hier wollen wir hin. 45 km ohne Straße liegen vor uns. Zur Regenzeit von Februar bis April füllt sich der See mit Wasser und ist nicht befahrbar. Zur Trockenzeit gibt es eine Fahrspur, allerdings sind es fast nur kleinere und leichtere Geländewagen, die über die Salzpiste fahren. Wir hoffen also, dass wir nirgendwo mit unserem Gewicht einbrechen und hängenbleiben.
Es stellt sich heraus, dass weniger die Salzpfanne selbst die Herausforderung für unseren Onkel Deutz und den Fahrer ist, als vielmehr der Weg bis dorthin. Der führt nämlich durch dichtes Gestrüpp, unter Bäumen und Sträuchern hindurch, die teilweise so dicht an der Fahrspur wachsen, dass ihre Äste beim Vorbeifahren hässliche kratzende Geräusche machen. Zweimal müssen wir anhalten und uns den Weg mit der Machete bahnen. Dazu kommt teilweise tiefer Sand bzw. grobes Geröll. Uff! Als wir die Salzwüste endlich sehen, sind wir erleichtert!
Dachschaden
Nach dem Schulunterricht fahren wir am Montag bis Mmatshumo, das ist das letzte Dorf vor der großen Salzpfanne in Zentralbotswana. Die 230 km bis dorthin schaffen wir in kürzester Zeit, denn die Straße ist geteert, schnurgerade und topfeben. Es gibt praktisch keinen einzigen Ort auf der ganzen Strecke, wir passieren lediglich zwei große Diamantminen und die dazugehörige Ansammlung von Häusern, genannt Lethlakane. Also sind wir schon am frühen Nachmittag da. Es gibt ein Office, das wie immer von einem hohen Zaun umgeben und mit einem Gate versehen ist. Sogleich kommt ein äußerst freundlicher Batswana auf uns zu. Er rät uns, den 45 km langen Track über die Salzpfanne erst am nächsten Morgen in Angriff zu nehmen. Wir sollen doch hier bei ihm neben dem Office schlafen. Sogar kostenlos. Das nehmen wir gern an.
Botswana: Afrikafeeling
Vom Krüger Nationalpark machen wir uns „straight“ nach Westen auf. Mit insgesamt zwei Zwischenstationen – einer geplanten in Tzaneh (ein Tag Pause auf einem Campingplatz) und einer eher weniger geplanten in Polokwane (einen halben Tag und eine Nacht in der MAN-Werkstatt: Abschmieren und neuer Keilriemen) – passieren wir am gestrigen Tag die Grenze nach Botswana.
Der Grenzübergang dauert insgesamt zwei Stunden, ist aber unspektakulär: An der südafrikanischen Seite checken wir aus, auf der Seite Botswanas kommt erst die Passkontrolle und dann ein weiterer Schalter, der für den Import der Fahrzeuge zuständig ist. Hier ist die Schlange ziemlich lang. Als wir dran sind, zahlen wir 50 Pula Third Party Insurance (Versicherung, 3,80 Euro) und 220 Pula (16 Euro) Roadtax. Das 90-Tage-Visum ist kostenlos.