Vom Krüger Nationalpark machen wir uns „straight“ nach Westen auf. Mit insgesamt zwei Zwischenstationen – einer geplanten in Tzaneh (ein Tag Pause auf einem Campingplatz) und einer eher weniger geplanten in Polokwane (einen halben Tag und eine Nacht in der MAN-Werkstatt: Abschmieren und neuer Keilriemen) – passieren wir am gestrigen Tag die Grenze nach Botswana.
Der Grenzübergang dauert insgesamt zwei Stunden, ist aber unspektakulär: An der südafrikanischen Seite checken wir aus, auf der Seite Botswanas kommt erst die Passkontrolle und dann ein weiterer Schalter, der für den Import der Fahrzeuge zuständig ist. Hier ist die Schlange ziemlich lang. Als wir dran sind, zahlen wir 50 Pula Third Party Insurance (Versicherung, 3,80 Euro) und 220 Pula (16 Euro) Roadtax. Das 90-Tage-Visum ist kostenlos.


Und da sind wir! Ein weites und ziemlich menschenleeres Land liegt vor uns (insgesamt 2 Mio Einwohner)! Es ist flach, die Straße ist gut, und wir rollen mit 80 km/h „smooth“ dahin. Die Kids sind im Uno-Fieber und spielen stundenlang auf der Rückbank. Ich freue mich über die Freiheit, die ich hier wieder verspüre. In Südafrika sind viele Landstriche sehr bevölkert, an jeder Ecke sind Menschen. Hier ist es wieder leer. Die ersten Kilometer erinnern mich an Namibia.
Unser Ziel für diese Nacht ist das verlassene Ruinendorf „Old Palapye“. Wir finden das Schild, biegen sogar an der richtigen Stelle ab und landen vor einem großen Hinweis, dass man diesen Ort nicht ohne Permit betreten darf, man soll nach Malagkhotja fahren und sich dort melden. Wo zur Hölle ist dieser Ort? Weder das Navi noch die Karte kennt ihn. Also gut, es ist noch nicht dunkel, wir fahren einfach mal ins nächste Dorf und fragen. Dort ist dann sowieso Sackgasse. Aber es kommen sofort hilfsbereite Menschen auf uns zu, begrüßen uns freundlich und holen per Handy den „Touristenbeauftragten“. Dieser ist gerade auf der Begräbnisfeier seines Onkels, hat aber morgen Zeit für uns. Wir verabreden uns also für 9 Uhr am nächsten Tag und wir rumpeln zurück zum Abzweig nach „Old Palapye“, wo wir jetzt eine offizielle Erlaubnis zum Campen haben. Der Sonnenuntergang ist grandios, der nächtliche Sternenhimmel ist es auch, und wir sind sehr stolz und glücklich, hier zu sein.

Am heutigen Morgen treffen wir tatsächlich um 9 Uhr auf unseren jungen Führer. Wir nehmen ihn mit nach „Old Palapye“. Ihm gefällt die Fahrt im Onkel Deutz auch! Es sind ca. 8 km Sandpiste und Onkel Deutz schwankt, schwimmt und schaukelt, was das Zeug hält.
Von dem alten Dorf – eine Ansiedlung von 5000 Europäern Ende des 19. Jahrhunderts – ist nicht mehr viel übrig. Einzig von der Kirche stehen noch große Teile der Außenwände. Die Europäer haben das Dorf nach einer Siedlungszeit von etwa 10-20 Jahren wieder verlassen, weil sie das Land nicht in Besitz nehmen konnten.
Von der Kirche gibt es eine kleine Wanderung in eine Schlucht und zu einem heiligen Wasserfall. Unser Führer erklärt uns, dass viele Leute hierherkommen, um ein Feuer zu machen und geheime Rituale (Hexenzauber, etc.) durchzuführen. Und tatsächlich begegnen uns auf dem Weg zwei Menschen, die in seltsame rote Gewänder gekleidet und mit einem großen Eisenkreuz bewaffnet sind. Sie tragen einen Wasserkanister, weil das Wasser des Wasserfalls heilig ist. Da wir uns bereits auf dem Rückweg befinden, sehen wir nicht, was sie genau tun.

Am Nachmittag fahren wir weiter, organisieren uns neue SIM-Karten (was in einem neuen Land immer ein ganz schöner Aufwand ist, bis alles wieder funktioniert) und landen auf einem einfachen Campingplatz kurz vor der Stadt Sitowe. Für die Verhältnisse hier ist er relativ günstig, und wir gönnen uns sogar das Abendessen, das uns hier angeboten wird: Für 85 Pula (6 Euro) pro Person schmausen wir bis wir platzen. Es gibt gegrilltes Hühnchen, Schwein, Reis, Kartoffeln, Salat, Bohnen-Gurken-Salat, Maracho (sieht aus wie Spinat, schmeckt wie Grünkohl), Maispapp (das ist Maisbrei, gibt es hier überall). Sogar den Kindern schmeckt es hervorragend! Wir sind übrigens die einzigen Gäste auf dem Campingplatz und in der gesamten Lodge, es wurde also nur für uns gekocht!

Wir haben zum ersten Mal das Gefühl, im „richtigen“ Afrika angekommen zu sein!