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Eigentlich wollten wir schon weiter sein, aber …

Eigentlich wollten wir gestern schon fahren. Spätestens aber auf jeden Fall heute. Nun sind wir immer noch da. Die Kinder sind schuld. Sie wollten hierbleiben. Sie haben nämlich hier zum ersten Mal andere deutsche Kinder getroffen. Und das war so gut und wichtig, dass sie unbedingt spielen mussten. Zuerst haben sie zwei Stunden rausgehandelt und schließlich noch den ganzen Tag. Macht ja nichts, wir haben ja Zeit. Und ob wir nun einen Tag früher oder später ankommen – wo eigentlich? – ist ja eigentlich egal. Jochen und ich verfallen oft noch ins deutsche Denken: „Ja kein Stillstand, immer weiter, immer etwas tun!“ Da ist es schon gut, wenn einen die Kinder ab und zu zur Raison bringen.

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Willkommen im Paradies

Norotshama River Resort
Die letzten zwei Tage waren wir unterwegs in Richtung Süden. Die Straße von Aus nach Rosh Pinah ist sehr langweilig. In Rosh Pinah übernachteten wir auf einem Parkplatz vor dem Sportplatz. Da haben uns gleich ein paar Kinder entdeckt, die mit Silas, Juli und Mio spielen wollten. Was für eine schöne Abwechslung.

Am Montag haben wir dann den Spar in Rosh Pinah geentert. Es waren zwei randvolle Einkaufswägen!! Was für ein Kaufrausch! Endlich wieder Obst, Joghurt, Tomaten, Kartoffeln, Schokolade, …! Beim Einräumen der Lebensmittel in unseren Onkel Deutz haben uns ein Dutzend staunende Kinderaugen beobachtet – immer in der Hoffnung, dass für sie etwas abfallen würde. Hat dann auch Erfolg gehabt.

Nach dem Einkauf ging es dann wieder auf die Straße in Richtung Aussenkehr und Nordoever – diese recht üble Schotterstraße führt entlang des Orange River, auf der anderen Seite liegt schon Südafrika. Wir kamen uns oft vor wie auf dem Mond, so kahl und eigenartig ist die Landschaft hier. Eigentlich wollten wir irgendwo wild am Fluss übernachten, aber wir haben keinen geeigneten Stellplatz gefunden. Es war extrem heiß, extrem windig und extrem staubig. Deshalb waren wir heilfroh, dass wir nun in Aussenkehr direkt im Paradies gelandet sind! Ein (leider nicht ganz günstiges Resort, aber jeden Penny wert) mit Rasen (!), natürlichem Pool, Aussicht auf den Fluss, Spielplatz mit Trampolin, Schatten und wenig Wind. Wir fühlen uns wie im 7. Himmel. Oft denken wir daran, was die lokale Bevölkerung erleiden und erdulden muss, der solche Orte versperrt bleiben.

Morgen werden wir hier auf dem Orange River Kanu fahren, dann geht es definitiv hinüber nach Südafrika! Ihr seht, wir haben uns gegen den Fish River Canyon entschieden. Ein Lookout und ein Viewpoint waren uns keine 300 km gravelroad wert.

Auf geht´s in Richtung Südafrika

Wir nähern uns der Grenze nach Südafrika. Vor uns liegt noch der Orange River und evtl. der Fish River Canyon, aber wir haben uns noch nicht entschieden, ob zwei View Points auf den Fish River Canyon den weiten Umweg lohnen. Vielleicht lassen wir ihn auch im wahrsten Sinne des Wortes links liegen. Das wird der nächste Familienentscheid …..

Streit

Wir hatten unseren ersten großen Familienkrach vor zwei Tagen. Das heißt, ich bin ausgerastet. Warum? Weil die beiden Großen sich einmal wieder beim Spüldienst in die Haare bekommen haben. Wer hat eine Tasse mehr gespült? Wer muss das Geschirr zurücktragen? Wer ist dran mit einräumen? …. Das geht so jedes Mal. Und außer dem Spüldienst tragen sie nichts zum gemeinsamen Leben bei. Jochen und ich machen alles andere. Und dann darum streiten, wer 3m zum Onkel Deutz läuft, um das vergessene Abtrockenhandtuch zu holen. Geht´s noch? Da ich am Morgen schon beim Schulunterricht meine Nerven aufgebraucht hatte, war das dann der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Auch am Tag danach bin ich noch heißer.

Nach einer Stunde Pause und Rückzug für jeden haben wir uns dann im Familienrat zusammengesetzt und sehr lange gesprochen. Es gibt nun eine neue Aufgabenverteilung und eine Liste mit Plus- und Minuspunkten für jedes Kind. Mir ist wichtig, dass wir als Team hier zusammenarbeiten und wir uns die Verantwortung für diese Reise teilen. Nicht Jochen und ich sind die Veranstalter und die Kinder die Teilnehmer, sondern wir haben ein gemeinsames Ziel. Um dieses zu erreichen, trägt jede/r das dazu bei, was er/sie kann. Wir helfen uns gegenseitig und rechnen nicht auf. Jochen meint, das ist noch etwas zu viel verlangt. Deshalb haben wir jetzt zur Unterstützung die Liste mit Plus- und Minuspunkten. Pluspunkte für besonders freundliches und hilfsbereites Verhalten, Minuspunkte für biestige Bemerkungen und Teamuntauglichkeit. Ich bin sicher, wir werden noch besser zusammenwachsen!

Farmen im Süden Namibias

Wir sind hier nun schon an einigen Farmen vorbeigekommen, teils mit Campingplätzen und Lodges teils ohne. Wir suchen den Kontakt zur „einheimischen“ Bevölkerung (egal ob Schwarz oder Weiß), weil wir gern mehr über das Land und das Leben hier erfahren würden. Das ist aber gar nicht so einfach wie man denkt. Bei den Farmen mit Campingplätzen ist der Campingplatz immer mindestens ein Kilometer weg von der Farm. Teilweise haben wir das Gefühl, die Farmer wollen mit den Gästen nichts zu tun haben. Die Farm, auf der wir in der Namibrand zufällig genächtigt haben, wurde von schwarzen Park-Rangern geführt. Aber auch hier fühlten wir uns eher geduldet. Sie hatten nur wenig Interesse an uns, und es war schwer mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Gestern nun hatten wir Glück auf der Tirasfarm. Hier wohnt eine deutsch sprechende Namibierin, deren Familie seit Generationen hier in Namibia lebt. Obwohl es ihr selbst gerade aufgrund äußerer Umstände nicht so gut geht, hat sie mit uns eine Führung über die Farm gemacht und so konnten wir so einiges erfahren. Das Leben auf einer Rinderfarm ist hart und funktioniert nur, wenn das Farmerehepaar bis zum Schluss körperlich gesund und arbeitsfähig bleibt. Nur vom Kauf und Verkauf von Rindern kann die Farm nicht überleben, deshalb gründete der Farmer zusätzlich ein Viehtransportunternehmen und die Farmerin stieg ins Touristengeschäft (ein Guesthouse und zwei Stellplätze für Camping). Nun ist der Mann vor 1-2 Jahren gestorben und für die Frau ist es fast unmöglich allein die Farm zu halten. Dazu kommt jetzt auch die seit zwei Jahren anhaltende Dürre und wenn es dieses Jahr nicht regnet, werden die Rinder nicht genug Futter finden.

Wir fragen uns, was die Menschen dazu bewegt in so einem harten Land zu leben, so wunderschön die Natur hier auch sein mag. Man muss die Einsamkeit, das einfache Leben und den direkten Bezug zur Natur schon sehr lieben. Und man muss mit weniger zufrieden sein, auch ein höheres Risiko akzeptieren, denn einen doppelten Boden gibt es nicht.

Grüße aus der Heimat

Es ist total schön, wenn wir das ein oder andere von Abschiedsgeschenk aus dem Schrank ziehen, das uns an Freunde und Familie erinnert: der schön beklebte Pappkoffer von Lattemanns ist unser Arzneikoffer geworden, die Safaritaschentücher werden jetzt gerade aufgebraucht (Jochen hat einen Schnupfen), wir würzen unser Essen mit dem selbst gemachten Kräutersalz einer Arbeitskollegin von mir, aus der Gute-Laune-Box von Hartmanns holen wir so ab und zu noch ein paar heimische Haribo, der Honig und die Dosenlyoner aus dem Schwarzwald schmecken auch wunderbar hier in Namibia, einige Schutzengel begleiten uns und Mio trägt mit Stolz ihr Afrika-Shirt von Corinna und Daniel. Auch das Nili (Nilpferd, Abschlussgeschenk vom Gymnata an Mio) ist dabei, einige Schreibblöcke und Tagebücher, ein Erinnerungsbuch, das sich schon etwas füllt, zwei Vorlese-Afrikabücher mit Unterschriften der Fröscheklasse, eine Taschenlampe für Silas und vieles mehr ist dabei. Es ist schön, sich so gut begleitet zu wissen. Vielen Dank!!!!!

Wo gibt es den nächsten Supermarkt?

Wir sind nun seit fast zwei Wochen unterwegs und sind noch an keiner einzigen Einkaufsgelegenheit vorbeigekommen, nicht einmal das kleinste Lädchen, nichts! Zweimal konnten wir Brot kaufen, heute habe ich die Farmersfrau gefragt, ob sie nicht ein bisschen Brot für mich hat, aber das war´s. Und in den nächsten Tagen ist kein Ort oder geschweige denn Städtchen in Sicht, wo wir unseren Lebensmittelvorrat wieder aufstocken könnten. So langsam wird es knapp, aber die Kids nehmen es tapfer, dass es gerade kein Obst und Gemüse gibt. Nur wenn die Spaghetti auch noch ausgehen oder womöglich das Nutella, was machen wir dann?

Sand, Sand, Sand und Staub!

In jeder Ritze, in allen Klamotten und in jedem Fach von Onkel Deutz. Der Sand kommt einfach überall durch und man kann ihm nie und nirgends entkommen. Ich habe schon alles, wirklich alles, in Plastiktüten verpackt, aber selbst das hilft nichts. Ich werde mich daran gewöhnen …. Fällt mir aber schwer.

Sossusvlei

Aufstehen war hart, aber es hat sich gelohnt! Der Sonnenaufgang an der Düne 45 ebenso wie die Besteigung der höchsten Düne der Welt (Big Daddy, 380m) über dem Dead Vlei. Es war einfach grandios: die Farben, die Aussicht, die Sonne, die Anstrengung und die Belohnung des „Abfahrens“ im Tiefsand bei 45 Grad Steilheit. Einfach genial!

Auch die Salzpfanne Dead Vlei war äußerst beeindruckend mit seinen über 500 Jahre alten Bäumen. Und was den Kids besonders gefallen hat: die rasante Fahrt mit dem Shuttle-Jeep vom Parkplatz bis zum Sossusvlei – durch tiefen Sand und über die ein oder andere Schanze. Je größer der Hüpfer desto lauter der Aufschrei auf der Rückbank!

Gegen Mittag waren wir wieder draußen aus dem Nationalpark – nicht aber aus der Hitze. Wir haben hier über 40 Grad im Schatten, es ist an der Grenze des erträglichen. Wir fahren noch ein Stück gen Süden durch den Privaten Nationalpark Namibrand bis zu einer Farm, bei der wir fragen, ob wir über Nacht stehen bleiben können. Wir dürfen.