Eigentlich wollten wir gestern schon fahren. Spätestens aber auf jeden Fall heute. Nun sind wir immer noch da. Die Kinder sind schuld. Sie wollten hierbleiben. Sie haben nämlich hier zum ersten Mal andere deutsche Kinder getroffen. Und das war so gut und wichtig, dass sie unbedingt spielen mussten. Zuerst haben sie zwei Stunden rausgehandelt und schließlich noch den ganzen Tag. Macht ja nichts, wir haben ja Zeit. Und ob wir nun einen Tag früher oder später ankommen – wo eigentlich? – ist ja eigentlich egal. Jochen und ich verfallen oft noch ins deutsche Denken: „Ja kein Stillstand, immer weiter, immer etwas tun!“ Da ist es schon gut, wenn einen die Kinder ab und zu zur Raison bringen.

Manchmal fühle ich mich komisch, wenn ich über uns nachdenke und über das, was wir gerade tun. Ich erinnere mich noch genau, wie ich einmal vor nunmehr 14 Jahren, als ich auf einer anderen langen Reise (aber eben noch ohne Kinder) war, von zwei Kindern einer amerikanischen Familie, die mit einer Segelyacht das Mittelmeer umrundeten, interviewt wurde. Sie hatten von ihren Eltern als Teil des Homeschooling den Auftrag bekommen, mit uns dieses Interview zu führen und sich Notizen zu machen. Daraus mussten sie dann einen Aufsatz schreiben. Ich fand das damals sehr beeindruckend. Nun sind wir eine solche Familie auf großer Reise. Manchmal kann ich es selbst kaum fassen.

Gestern haben wir noch eine Kanutour auf dem Orange River gemacht. Wegen der großen Mittagshitze paddelten wir schon morgens um 8.30 Uhr los. Da es keinen Abholservice gab, mussten wir zunächst stromaufwärts. Das Wasser war relativ ruhig, nur eine größere Stromschnelle galt es zu überwinden. Silas und Juli waren ein Team, Jochen, Mio und ich das andere. Die Stromschnelle war nicht einfach, Silas sprang als erster über Bord, weil die beiden nicht gegenan paddeln konnten. Er fluchte. Seine Crocs wollten davonschwimmen. „Juli, paddel!!!“, schrie er. Juli konnte aber nicht, weil er das Kanu quer zur Strömung hielt. Kurzer Stress, kurze Panik, dann schafften es die beiden. Das Teamwork ist noch verbesserungswürdig …. Auch ich musste das Kanu ziehen, die Strömung war einfach zu stark.

Danach war alles ganz einfach und gemütlich und wir konnten die unzähligen Kormorane, Fischreiher und sonstigen Wasservögel ungestört beobachten. Zurück waren wir gegen 11 Uhr, die Schule verlegten wir auch den Nachmittag.

Den heutigen unverhofften Ruhetag nutzten wir ausgiebig zur Entspannung und ich kam endlich noch dazu, die Stellen am Onkel Deutz mit afrikanischen Tieren zu bemalen, an denen bereits der Lack abblättert. Die Schablonen dafür habe ich bereits aus Deutschland mitgenommen.

Alles in allem ein sehr schöner Tag. Und morgen geht´s auf nach Südafrika. Ziel: Cederberge.