Wie lange sind wir schon wieder hier in den Bergen? Die Zeit vergeht wie im Flug. Ein kurzer Rückblick: Am Freitag vor einer knappen Woche brachen wir auf in Richtung Grenze. Allerdings dauerte es bis wir loskamen: Erst Schule, dann einkaufen, dann Gasflasche füllen, dann Geld tauschen und für alle Fälle noch einen Sixpack Bier besorgen. Der Grenzübergang selbst war dann eigentlich kein Problem, es dauerte nur insgesamt auch noch einmal fast eine Stunde mit den ganzen Formalitäten, Papierchen, Stempelchen, etc. Gegen 16 Uhr verließen wir Namibia endgültig in Richtung Südafrika. Das Ziel des Tages war es, mindestens noch die nächste Stadt in Südafrika – Springbock – zu erreichen. Hier übernachteten wir einfach auf einem Parkplatz neben der Straße.

Am nächsten Tag wollten wir die weite Strecke bis zu den Cederbergen schaffen, denn zwischendurch gibt es nichts zu sehen im Namaqualand, zumindest nicht zu dieser Jahreszeit. Das sind immerhin 420 km, davon die letzten 50 km Gravelroad, was mit einem Durchschnitt von maximal 70 km/h auf der Teerstraße und 30 km/h auf der Schotterstraße mit Onkel Deutz doch schon eine ganz beachtliche Strecke ist. Zum Glück hält sich der Verkehr in Grenzen, nur Baustellen gibt es relativ viele. Wir beobachten immer wieder sehr erstaunt, wie viele Menschen hier auf so einer Baustelle beschäftigt sind. Allein schon die „Winker“ – das sind Menschen, die den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben, als an der Baustelle zu stehen und mit einer orangefarbenen Fahne zu winken. Dabei ist aber gar nicht immer eindeutig, was das Winken zu bedeuten hat – also weiterfahren oder stehenbleiben. Dann gibt es noch jemanden, der das Stoppschild durch die Gegend trägt. Und jemand, der am Straßenrand steht. Und ….

Wir schaffen es und kommen am späten Nachmittag in den Cederbergen an. Wir campen an einer Farm, diesmal sogar recht nah am Farmgebäude. Herrliches Klima – was für ein krasser Gegensatz zu den Temperaturen in Namibia, wir frieren sogar!

Der nächste Tag ist ein Sonntag, das heißt ausschlafen, joggen, Gymnastik, relaxen, Erinnerungsbücher füllen, Landkarten malen, lesen, etc. Juli kann sich endlich einen Traum erfüllen und reiten gehen. Abends wird es etwas spät mit dem Grillen und lausig kalt. Wir ziehen alles an, was wir haben! Auch die Nacht im Dachzelt wird trotz Schlafsack grenzwertig.

Am Montag machen wir eine ausgiebige Wanderung. Die Schule muss ausnahmsweise ausfallen – das finden die Kinder verständlicherweise sehr schade! Wir starten gleich nach dem Frühstück und nach 3h erreichen wir den „Disa Pool“, einen Wasserfall mit natürlichem Planschbecken. Das Wasser ist herrlich erfrischend und wir genießen die unverhoffte kräftige Rückenmassage unter dem Wasserfall. Wir möchten in diesem Moment wirklich nirgendwo anders sein als genau an diesem wunderschönen Ort.

Der Rückweg zieht sich, die Kinder halten unser recht strammes Marschtempo aber alle gut durch, Tiere raten auf Englisch und Lieder singen vertreiben uns die Zeit. Am späten Nachmittag sind wir wieder zurück auf der Farm. Hier gibt es ein herrliches Milkshake und ein lang ersehntes Wasser, das wir nur so in uns hineinstürzen.

Über die Farmersleute wundern Jochen und ich uns immer wieder – ich habe ja auch schon in Namibia davon berichtet. Diese Farm hier zum Beispiel wird seit Generationen von einer weißen Farmersfamilie betrieben. Es ist sehr schwer zu fassen, aber vielleicht liegt es daran, dass viele Farmer in großer Abgeschiedenheit leben. Die Isolation macht sie nicht zu besonders kommunikativen Menschen. Wieder einmal haben wir das Gefühl, ihnen jede Information „aus der Nase ziehen zu müssen“ – und das obwohl sie gerade sehr in das Tourismusgeschäft investieren und einen Haufen Chalets samt Restaurant auf ihrem Gelände bauen. Genauso lassen sie uns eine gefühlte Ewigkeit auf ihrer kleinen hübschen Terrasse sitzen bis sie uns das Wasser bringen, obwohl ich ihnen erzählt habe, dass wir vom Wandern sehr durstig sind. Und wir waren die einzigen Gäste … Das mag jetzt etwas überheblich klingen, aber bis jetzt haben wir bis auf wenige Ausnahmen noch kaum wirklich interessante, spannende, interessierte, offene, gebildete Namibianer/Südafrikaner getroffen. Immerhin erwischen wir dann doch noch den Farmer, ein junger Mann, der als Sohn diese Farm für seinen Vater bewirtschaftet, der wiederum eine weitere Farm ca. 2h von hier entfernt hat. Er erzählt uns, dass sie noch einige Weintrauben züchten, selbst Bier brauen, Rinder, Ziegen und Schafe haben, aber die Farm eigentlich in Zukunft nur noch für die Touristen betreiben wollen. Er war immerhin etwas auskunftsfreudiger.

Am Dienstag machen wir uns am Nachmittag auf den Weg in den Nordteil der Cederberge. Ein 4×4 Track führt über 50 km durch die Wildnis bis zum nächsten Camp. Wir wagen das Abenteuer – der erste 4×4 Track für Onkel Deutz. Die Landschaft ist wunderschön, die Straße befahrbar, allerdings müssen wir zweimal die abgestorbenen Äste eines Baumes mit unserer Machete abhacken, damit unser Onkel Deutz passieren kann. Ansonsten fährt er und fährt und fährt. Er macht das ganz wunderbar und wir sind sehr stolz auf ihn.

Am späten Nachmittag beschließen wir, einem neuen Track zu einem „waterfall“ zu folgen. Und was für eine Überraschung: vor uns öffnet sich plötzlich ein riesiger Canyon! Dazu gibt es ein Flüsschen, das zu anderen Zeiten auch ein reißender Fluss sein kann. Über abgerundete Felsen stürzt es sich geschätzt 200m in die Tiefe. Hier bleiben wir. Wir erkunden noch etwas die Gegend, baden in einem „Babypool“, trinken ein kühles Bier und essen ein paar Chips dazu. Kurz vor Sonnenuntergang sind noch ein paar lustige Schattenbilder entstanden.