Am Dienstag machen wir uns nach der Schule auf in die Wildnis des Nordens. Wir wollen in das Gebiet zwischen den beiden Nationalparks Moremi und Chobe – nicht hinein, weil wir mit unserem Onkel Deutz 1000 Pula pro Tag und dann nochmals 200 Pula pro Person berappen müssten. Die Nationalparks haben hier keinen Zaun, deshalb laufen die Tiere überall herum und wir hoffen, auch an den Rändern genug Wildlife zu sehen. Auch die Campingplätze kosten hier abartig viel Geld, so dass wir diese meiden werden und uns einfach irgendwo im Busch verstecken wollen. Gesagt, getan. Die ersten 30 km nach Maun sind noch geteert, dann beginnt eine ziemlich abenteuerliche Schotter- und Sandpiste. Es ist eine Slalomfahrt ohne gleichen. Mit fast 50 km/h brausen wir über Wellblech, um Schlaglöcher und durch den teilweise tiefen Sand. Onkel Deutz und der Fahrer machen ihre Sache jedoch sehr gut, und wir kommen durch jedes noch so tiefe Sandloch hindurch
Da wir eigentlich nicht so ganz genau wissen, wo wir hinwollen, fahren wir einfach mal gen Norden. Zur Mittagspause nehmen wir einen Abzweig von der „Hauptstraße“ in Richtung Fluss und landen an einem wunderschönen Platz unter einer großen Akazie mit Blick auf Antilopen und Wasser. Hier vespern wir (wir haben noch eine Dose Lyoner aus den schwäbischen Landen, die wir ganz familiär und ohne Streit – haha! – aufteilen) und fahren dann weiter. Die Spur ist hier teilweise deutlich schmäler als unser Onkel und die vielen Zweige, die an den Seitenwänden streifen, tun uns schon weh. Aber was sollen wir tun? Augen zu und durch ….


Wieder an der Hauptpiste angekommen, sehen wir unsere ersten Giraffen und Elefanten in dieser Gegend. Wir freuen uns riesig! Dann müssen wir eine Umleitung fahren, da die Straße durch einen Fluss versperrt ist. Diese Umleitung führt uns tief in den Wald, überall ist die Fahrspur von umgeschlagenen Bäumen versperrt – es sieht aus, als ob es die Elefanten nicht mögen, dass die Autos hier durch ihren Wald fahren. Wir sind mit der Machete am Werk, und Onkel Deutz fräst sich über den ein oder anderen dicken Baumstamm. Wir bangen mit ihm! Gerade als wir alle außer Jochen ausgestiegen sind, weil ein besonders großer Stamm über dem Weg liegt und ich Onkel Deutz mit der Videokamera filmen will, vernehme ich ein deutliches Brüllen. Mir fährt es durch Mark und Bein! Man hört mich noch auf der Kamera rufen: „Kinder, was war denn das? Rein ins Auto, aber schnell!“ Wir rasen zum Onkel Deutz. Ob das wirklich ein Löwe war? Wir wissen es nicht, sind aber froh, alle wieder in Sicherheit zu sein.
Wir schaffen die Umleitung und fahren weiter in Richtung Mababe. Dort biegen wir ab und überqueren den Fluss Khwai. Für die Nacht würden wir gern irgendwo am Fluss stehen … und tatsächlich finden wir einen wunderschönen Spot mit Blick auf badende Elefanten und genießen den herrlichen Sonnenuntergang mit einem Sundowner vom Dach aus.
Dann koche ich Nudeln mit Karotten-Thunfisch-Mais-Soße. Es ist bereits stockdunkel und das Essen ist gerade fertig, da hält plötzlich ein Safari-Auto von einer Lodge neben uns. „You are not allowed to camp here. Please follow me to the campground!“. „We can´t follow you right now, we have just cooked dinner and we have the roof tents up. We can´t drive now!” Er lässt nicht locker und auch nicht mit sich reden, schließlich fährt er ab. Wir wissen: der kommt wieder. Also, was tun? Wir packen schnell die Dachzelte ein, verschieben das Abendessen auf später (wir deponieren es vorübergehend im Bad) und machen uns vom Acker. Zurück zur Hauptstraße und dort etwas in die Büsche! Uff, das wäre einmal geschafft!

Gerade als wir von der Hauptstraße in die kleine Sandstraße abbiegen, wartet schon das nächste Abenteuer auf uns: wir haben einen Beinahe-Zusammenstoß mit einem riesigen Elefanten. Zum Glück ist er genauso erschrocken wie wir und geht schnell rückwärts. Auch nochmal gutgegangen. Wir parken an einem Wasser- und Matschloch inmitten einer Elefantenherde und essen endlich unser wohlverdientes Abendessen. Es ist sogar noch relativ warm. Danach gibt es den Nachtisch (zwei Stückchen Schokolade für jeden) ausnahmsweise auf dem Dach: Wir wollen die Geräusche der Tiere in der Nacht hören. Und da ist einiges los: wir hören wir Knacken und Knistern, das Tröten und Röhren der Elefanten um uns herum. Und noch so einiges andere. Vielleicht ist auch das Brüllen eines Löwen dabei, aber wir sind uns nicht sicher.

Am Morgen des zweiten Tags sind alle Elefanten verschwunden, unsere Umgebung ist wie ausgestorben. Nach der Schule machen wir uns auf den Weg und verfolgen den River Khwai, immer schön außerhalb des Nationalparks bleibend. Wir kommen an einer wunderschönen Stelle am Fluss vorbei, an der wir am liebsten bleiben würden. Dort machen wir Mittag (heute ohne Lyoner, stattdessen Müsli) und programmieren den Spot ins Navi, denn wir wollen auf jeden Fall nochmal herkommen.
Dann geht es weiter, eine kleine Flussüberquerung inklusive. Es gibt so viele kleine Straßen, dass wir manchmal fast die Orientierung verlieren. Zum Glück gibt es keine größeren Bäume oder Äste mehr auf dem Weg. An diesem Tag beobachten wir Flusspferde, Elefanten, Antilopen, Zebras, Büffel und Krokodile.  Unsere zweite Nacht in der Wildnis verbringen wir in der Nähe des Ortes Khwai am Rande einer Pfanne. Tiere sehen wir dort keine (außer ein paar Enten, die einen Höllenlärm veranstalten), allerdings kommt am späten Abend noch ein Flusspferd vorbei und planscht genüsslich und ausgiebig in unserem Wasserloch.

Am dritten Tag fahren wir bis zum North Gate des Moremi Nationalparks (einfach um mal zu gucken …). Außerdem haben wir kurzfristig die Idee, vielleicht außenherum um den Chobe Nationalpark zu fahren, um dann im Norden direkt nach Kasane zu kommen. Wir haben da in unserem Navi so einen Track entdeckt …Wir dachten, vielleicht gibt es hier an diesem Gate Menschen, die sich in dieser Gegend auskennen und uns sagen können, ob dieser Track befahrbar ist. Aber es endet so, wie wir vermutet haben: die Lady im Büro des North Gate hat keinen Schimmer. Wir verwerfen die Idee dann auch ziemlich schnell wieder: zu weit und zu ungewiss. Wenn da irgendwo am Ende ein Hindernis kommt, das wir nicht überwinden können, sind wir ganz schön aufgeschmissen. Dann lieber zurück nach Maun und den Umweg in Kauf nehmen.
Nach dieser glorreichen Information beschließen wir auf schnellstem Weg, zu „unserer“ Stelle vom Vortag (genannt „Elefantenspot“ im Navi) zurückzufahren. Allerdings sind wir uns nicht sicher, ob hier das Campen erlaubt ist … egal, wir versuchen es. Am frühen Nachmittag sind wir da, zwischen den Elefanten machen wir Schule und die Kinder zeichnen die Landkarte von Botswana für ihre Erinnerungsbücher.
Tatsächlich werden wir an diesem Abend nicht verscheucht. Wir kochen und essen bei Dunkelheit und ohne Licht, damit wir die Tiere besser sehen können (und auch damit uns die Safari-Autos der teuren Lodges nicht entdecken). Im Dunkeln ist es ungeheuer spannend diese Tiere zu beobachten. Einer kommt so dicht an uns vorbei, dass er nur noch seinen Rüssel ausstrecken müsste, um unser Abendessen vom Tisch zu holen. In der Nacht im Dachzelt hören wir die Löwen brüllen und unzählige Schreie, die wir keinen Tieren zuordnen können. Vielleicht sind es Hyänen oder Wildhunde …?

Am frühen Morgen des vierten Tags sehen wir sogar noch einige Giraffen und afrikanische Wildhunde. Es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. Dann verlassen wir schweren Herzens „unseren“ Elefantenspot, nachdem wir die Schule hinter uns gebracht haben.
Jetzt haben wir schon so viele Elefanten beobachtet, aber auch an diesem Tag sind wir noch fasziniert. Ein Stückchen flussaufwärts gibt es einen kleinen Pool, in dem die Elefanten schwimmen. Das haben wir bis jetzt noch nicht gesehen! Hier gibt es auch ein Flusspferd mit seinem Baby. So süß! Wir können uns einfach nicht sattsehen. Man wird regelrecht süchtig.
Wir fahren weiter, sehen einen großen Leguan ins Wasser gleiten, eine Herde Wasserböcke, Affen, und was weiß ich noch alles. Es ist unglaublich schön hier.
Für den Abend finden wir wieder einen einsamen Stellplatz am Fluss, ganz für uns allein. Die viele Elefantenkacke gibt uns den Hinweis, dass hier regelmäßige Dickhäuter-Meetings stattfinden und so sind wir gespannt, wann sie kommen.
Weil wir noch Wasser haben, gönnen wir uns sogar eine kleine Dusche – ja, unser Onkel Deutz ist ein Luxusbunker! Zum Abendessen gibt es Spaghetti Bolognaise. Wir essen wieder bei Kerzenlicht und geöffneten Fenstern, der Mond erleuchtet die umliegende Landschaft so hell, dass wir einiges erkennen können. Direkt nach dem Essen geht Juli zum Spotten aufs Dach – und meldet: „Hyäne!“ Wir können es erst nicht glauben. Aber ja, da kommt sie. Eindeutig eine Tüpfelhyäne. Ganz schön groß und gefährlich. Mio möchte, dass wir die Fenster schließen (machen wir natürlich nicht). Die Hyäne kommt ganz dicht heran, sie hat überhaupt keine Angst. Sie schaut uns direkt in die Augen und schleicht zweimal um Onkel Deutz herum. Sie findet sogar, wo wir kurz vorher unsere Geschäfte hinterlassen haben …. Was sind wir froh, dass wir hier so sicher drinsitzen. Draußen wäre es mir jetzt nicht wohl!

In dieser Nacht wacht Jochen von lautem Stampfen und Prusten auf. Was ist das? Er steht auf und sieht eine riesige Herde Büffel an uns vorbeiziehen. Wow!
Am nächsten Morgen besuchen uns dann noch die Elefanten. Da wir mehr oder weniger direkt in ihrer Spur stehen, ziehen sie ganz dicht an uns vorbei. Ich habe mir gerade ein tiefes Loch gegraben, um mein Frühstück auf geordnetem Weg wieder loszuwerden, da warnt mich Jochen, der auf dem Dach steht, dass zwei Elefanten direkt auf mich zulaufen. „Wie weit sind sie noch weg?“, frage ich aus meiner erniedrigten Position, von der ich nichts sehen kann. „80m!“ – „Oh, so nah!“, da beeile ich mich mal lieber … ich schaffe es gerade noch, alles schön wieder abzudecken, da sind sie da und ich laufe langsam rückwärts zu Onkel Deutz. Aber sie sehen ganz friedlich aus und ziehen weiter zum Wasser.

Nach fünf wunderschönen Tagen verlassen wir heute diesen wilden und ursprünglichen Teil Botswanas. Wir haben noch einige Arbeit mit Machete, Beil und Säge bis wir den schmalen Track am Fluss hinter uns haben und einige Elefanten, Flusspferde und Antilopen später wieder auf die „Hauptstraße“ in Richtung Matabebe einbiegen können.
Am späten Nachmittag sind wir wieder in Maun, Großeinkauf, Tanken (wir haben im Sand fast 30l auf 100 km verbraucht!), die Reifen wieder mit Luft füllen und dann gibt es zur Belohnung ein 2-Kilo-Familienpack Eis. Mmmh!

Wir finden, dass es der Höhepunkt unsere bisherigen Reise war!