Am Morgen müssen wir Bulungula verlassen, denn bereits an dem Abend als wir angekommen sind, wurde uns mitgeteilt, dass wir hier eigentlich gar nicht campen dürfen (es ist eine Art Naturschutzgebiet) und wenn uns die Behörde erwischt, müssen wir 5000 Rand (300 Euro) Strafe zahlen. Und anscheinend fliegt wohl öfters der Helikopter zur Kontrolle über Bulungula. Ok, also nach dem Frühstück sofort los. Gerade als wir die Zelte herunterkurbeln, hören wir die schlechte Nachricht: Die Zufahrtsstraße nach Bulungula ist blockiert wegen einer größeren Demonstration. Wir stecken fest. Blockiert heißt, dass größere Steine und Felsbrocken auf der Straße liegen und evtl. auch einige aufgebrachte Menschen unterwegs sind. Der Protest richtet sich gegen die Regierung, die für dieses Gebiet endlich eine Strom- und Wasserversorgung sowie die Erschließung mit geteerten Straßen voranbringen soll. So ein Mist! Was machen wir denn jetzt? Anscheinend dauern solche Aktionen hier mehrere Tage ….

Wir erwägen die Alternativen: Es gibt eine Art Track, der an der Küste entlangführt, mit dem wir die Roadblocks evtl. umgehen könnten. Jochen schnappt sich das Mountainbike und checkt aus, ob wir mit unserem Onkel Deutz da durchkommen würden. In der Zwischenzeit versuche ich, etwas Unterricht mit den Kindern zu machen (was verständlicherweise nicht ganz leicht ist). Während Jochen noch unterwegs ist, fährt ein Auto hier aus dem Backpacker los mit einigen Reisenden, die auch heute unbedingt weitermüssen. Sie wollen versuchen, durch die Roadblocks zu kommen. Da Jochen nicht da ist, können wir uns ihnen nicht anschließen. Etwa eine halbe Stunde später kommt er. Die Küsten-„Straße“ wäre eine echte Herausforderung für Onkel Deutz! Machbar?? Nicht sicher …. Selbst mit dem Mountainbike war die eine Abfahrt so steil, dass er sie fast nicht fahren konnte … Also, wieder ist guter Rat teuer. Wir entschließen uns, unser Glück zunächst einmal auf der „normalen“ Straße zu versuchen (ihr erinnert euch, die „normale“ Straße ist die, die das Navi auch schon nicht findet). Vielleicht haben es ja die anderen geschafft und wir können uns noch anschließen?

Etwas nervös fahren wir los. Die ersten 10 km ist alles noch ruhig. Dann sehen wir mehr und mehr große Steine auf der Straße liegen. Aber noch sind die Menschen freundlich, winken uns zu. Schließlich sehen wir oben auf dem Hügel das Auto von Bulungula stehen. Der Fahrer hat auf uns gewartet. Er hat eine alternative Strecke gefunden, mit der wir die Roadblocks umgehen können. Diese Umgehung ist natürlich weder im Navi, noch auf der Straßenkarte, geschweige denn gibt es Schilder… Na, dann fahren wir mal.
Alles geht gut. Die Straße ist zum Teil megaübel, aber Onkel Deutz schlägt sich tapfer und es dauert wahnsinnig lange bis wir im nächsten größeren Ort ankommen. Eigentlich würden wir ja gern noch ein paar Tage an der Wildcoast bleiben, aber wir haben gehört, dass es an anderen Zufahrtsstraßen auch solche Roadblocks geben soll. Wir rufen bei einem Backpacker an der Küste an, der eigentlich unser nächstes Ziel sein sollte. Wir hören, dass die Zufahrt frei sei. Also, versuchen wir es! Wir machen uns auf den Weg nach Coffee Bay.
Ca. 8 km später kommt uns ein Krankenwagen entgegen. Wir sollen auf keinen Fall weiterfahren!! Weiter vorn seien gefährlich Roadblocks, sie würden uns sogar das Auto wegnehmen! Naja, das wollen wir dann doch nicht riskieren und drehen um. Also keine Küste mehr. So ein Mist! Wir fahren die letzten 8 km zurück und dann auf die geteerte Straße in Richtung Autobahn.

An einer Tankstelle mitten in einem sehr mysteriösen „Kaff“, in dem wir tanken und wieder Luft in unsere Reifen lassen, spricht uns eine Familie aus Johannesburg an, die gerade auf dem Weg in ihr Cottage nach Coffee Bay ist. Sie haben von der ganzen Geschichte noch gar nichts gehört, rufen aber gleich an der Küste an. Wieder bekommen wir die Information, dass die Straße frei sei. Wieder überlegen wir und wir entscheiden wir uns, es nochmals zu versuchen. Ein letztes Mal.
Zwei Stunden, 60km Teer- und 20km Schotterstraße später kommen wir nach einem langen und aufregenden Fahrtag wieder an der Wildcoast an. Entfernung Luftlinie zu Bulungula: ca. 40 km! Gefahrene Kilometer: ca. 200! Und das fast nur Schotter. Wir sind mit den Nerven am Ende. Das Wetter gibt auch noch eins drauf und ein gewaltiger Sturm zieht auf. Passt ja irgendwie. Aber im Endeffekt sind wir sehr froh, dass wir jetzt hier sind und wieder einmal einen schönen Ort gefunden haben, an dem es sich lohnt für ein paar Tage zu bleiben: Mdumbi Backpackers, ca. 15 km nördlich von Coffee Bay.