Letzte Nacht haben wir die Grenze überquert. Und es war ganz unspektakulär, wir sind nämlich einfach drübergefahren! Kein Visagedöns, keine gelangweilten Beamten, kein Militär und keine Polizisten mit Maschinengewehren. Nicht einmal die Pässe mussten wir zeigen. Nur ein schnödes Schild im Tunnel (Reutte) nach dem Fernpass. Eine ganz normale europäische Grenze eben. Aber für uns etwas Besonderes!
Wir haben gegen 22 Uhr in unser Heimatland betreten, Mio und Juli haben hinten im Onkel schon geschlafen. Am nächsten Tag fragt Mio: „Und wie war der Grenzübertritt?“ Wir können nur lächeln!!!
Also, wir sind wieder im Lande und auch ein bisschen stolz auf uns, dass wir alle gesund, munter und heil wieder zurück sind. Nur unser Onkel, der ist seit der Schiffspassage etwas angeschlagen: zuerst waren es ja die Batterie samt Elektrik und die große Wasserpumpe (Italien), die gestreikt haben, jetzt ist auch noch unsere kleine Trinkwasserpumpe verreckt. Zum Glück haben wir so viele Ersatzteile dabei!!! Wo man die doch in Europa so schwer bekommt … J
Ein kurzer Rückblick über die vergangenen Tage seit Venedig:
Am Freitagnachmittag verlassen wir unseren Campingplatz in Venedig. Es ist sehr kalt, neblig und regnerisch. Novemberwetter, auch in Italien. Wir fahren noch bis zum Gardasee und finden eine schöne kleine Raststätte zum Übernachten. Da die Wettervorhersage weiteren Regen ankündigt, beschließen wir diese Nacht alle im Onkel zu schlafen. Denn nasse Dachzelte können wir bei diesen Temperaturen nicht mehr gebrauchen. Wenn wir alle drin schlafen, heißt das quetschen und Rücksicht nehmen: Silas nimmt Mio in seinem „heiligen“ Alkoven auf, Jochen und ich bauen die Sitzecke zum Doppelbett um und Juli schläft auf zwei Isomatten auf dem Fußboden. Dann ist kein Plätzchen mehr frei zum Laufen, aber es geht erstaunlich gut. Und wir sind froh, dass wir diese Möglichkeit haben, von der wir auch in Afrika dann und wann Gebrauch gemacht haben.
Am Samstag arbeiten die Kinder noch etwas an ihren Tierbüchern, während wir den Inhalt unseres illegal eingebauten und noch mit deutschem Diesel gefüllten „Notersatztanks“ in unseren Haupttank laufen lassen. Dabei handelt es sich um 150l, die wir als Notreserve in einem selbst geschweißten Tank unter dem Onkel dabeihatten. War immer ein gutes Gefühl, noch Reserve zu haben – haben wir aber zum Glück nie gebraucht.
Dann brechen wir auf nach Innsbruck, dort wollen wir Freunde besuchen. Bei ziemlich schlechtem Wetter fahren wir bis zum Brenner. Kurz vor der Grenze verlassen wir die Autobahn, weil wir mit unserem LKW sonst eine sogenannte „Go-Box“ kaufen müssten, bei der jeder Kilometer mit 21 Cent zu Buche schlägt. Dazu käme dann ja noch die Brenner-Maut. Und da wir Zeit haben, macht es uns nichts aus, die letzten Kilometer über Landstraßen zu fahren. Allerdings ist es für den Fahrer deutlich anstrengender, da es regnet, der Scheibenwischer aber noch nie so richtig gut gewischt hat und es doch teilweise recht eng und kurvenreich zur Sache geht. Ja, und außerdem stehen da so Schilder, dass diese Straße nur für Fahrzeuge bis 3,5t erlaubt ist. Die ignorieren wir geflissentlich …
Als wir nachmittags bei unseren Freunden in Innsbruck ankommen, ist die Freude beiderseits groß und wir werden mit viel Hallo begrüßt. Auch hier in Innsbruck fällt unser Onkel auf! Es gibt Kaffee und Tiramisu und natürlich viel zu erzählen. Volles Kontrastprogramm zu Afrika wird uns dann auf dem Innsbrucker Weihnachtsmarkt geboten. Der erste Glühwein schmeckt hervorragend und die Kinder lassen sich eine Zuckerwatte schmecken.
Am Sonntag machen wir bei wunderschönen Fönwetter eine kleine Wanderung aus der Stadt hinaus. In der Nacht hat es oben auf den Bergen geschneit und die Stimmung ist einfach wundervoll. Wir genießen die Natur und die Bergwelt in vollen Zügen. Was für eine grandiose Landschaft – und sie ist sogar völlig umsonst. Man kann einfach so herumwandern wie es einem gefällt. Die Kinder (vor allem Mio) sind ausgehungert nach freiem Fantasie-Spielen mit anderen Kindern. Und so fällt ihnen der Abschied besonders schwer!
Ja, aber irgendwann müssen wir dann doch los, und am Abend fahren wir sogar noch über den Fernpass. Schwups sind wir plötzlich in Deutschland. Wir haben nur noch ein kleines Schlückchen italienischen Rotwein, mit dem Jochen und ich in aller Stille auf dem Parkplatz vor dem Ferienhäuschen meiner Schwester (Nähe Nesselwang) auf unseren „Sieg“ anstoßen!
Den heutigen Tag wollen wir einfach genießen! Am Morgen beschäftigen wir uns bewusst damit, nochmal gemeinsam auf unsere „Familienzeit in Afrika“ zurückzuschauen. Wir sammeln Fragen, über die wir nachdenken wollen, zum Beispiel „Was war das Schönste?“, „Was will ich zuhause ändern?“, „Welche Erwartungen haben sich erfüllt/nicht erfüllt?“, „Nervig fand ich …“, usw. Wir sind auf 18 Fragen gekommen …
Danach nimmt sich jeder ein Blatt Papier und versucht, die für ihn wichtigen Fragen für sich und in aller Ruhe zu beantworten. Ja, und da stecken wir nun mittendrin. Morgen geht´s weiter und dann werden wir unsere Antworten austauschen.
Zu lange halten die Kinder es auch nicht aus, sich auf so ein Thema zu konzentrieren und wir packen schnell unsere Rucksäcke, um „unseren Hausberg“ – die Alpspitze – zu besteigen. Eigentlich wollten wir am Abend in unserem Lieblingsrestaurant essen gehen, aber leider hat es montags geschlossen. Heute kein Allgäuer Schnitzel mit Röstzwiebeln, etc. – schade! Die Kinder finden schnell eine Alternative: Sie wollen mal wieder in ihr geliebtes Schwimmbad!! Jochen und ich geben klein bei, sie hatten ein Jahr lang nicht das Vergnügen eines Hallenbades … Also kochen wir noch Reste aus dem Onkel (Dosen mit Mais und Erbsen sowie Tomatensoße aus dem Sudan, gemischt mit „Pilchard“ in Tomatensoße aus Südafrika, dazu Spaghetti aus Italien). Man muss kreativ sein und außerdem wollen wir eigentlich auch keine Reste mehr haben …
Morgen werden wir unsere Reise fortsetzen und bis nach Niedereschach fahren. Dort wohnen Oma und Opa, Jochens Eltern, und die freuen sich schon riesig auf unseren Besuch!!
Euere Berichte und Fotos vermisse ich jett schon. Was werde ich den tun wenn Ihr Daheim angekommen seid?
Liebe Grüsse
Emanuel
PS. Die Statiskik zeigt, dass wir immer wieder Besuch in unserem Blog von Eurem Link zu uns haben.
Lieber Emanuel,
ein bisschen werde ich noch weiter berichten, wie das Einleben zuhause so klappt … danke fürs „Mitfahren“!
LG Kerstin