Rückblick vom 26. 10. 2016
Der Morgen beginnt mit einem eigenen Frühstück im Hotelzimmer. Jochen hat sich um 8 Uhr mit einem Mitarbeiter von CFS verabredet, um den Onkel in den Hafen zu fahren. Ich komme auch noch kurz bis zum Parkplatz mit, denn schließlich habe ich ja die „Parkverlängerung“ verhandelt. Außerdem verstaue ich einige Utensilien, bei denen wir in letzter Sekunde entschieden haben, dass sie doch zu schwer oder zu viel sind für den Rucksack. Der Parkwächter streckt die Daumen in die Höhe als er mich sieht … alles in Ordnung, denke ich. Dann kommt Jochen und zeigt dem Mitarbeiter von CFS (der mal wieder kaum einen Brocken Englisch spricht), wie der Onkel Deutz so funktioniert. Dieser muss den Onkel nämlich dem Zoll vorführen … wir demonstrieren ihm, wie man unsere Schränke öffnet, ohne das Schloss kaputtzumachen, wo der (leere) Kühlschrank ist (der auch offenbleiben sollte), welche Schlüssel in welche Außenfächer passen und wie man den Onkel startet. Das alles interessiert ihn nicht wirklich … uns ist es aber wichtig.
Schließlich fahren sie los. Tschüß, lieber Onkel!
Ich bin schon weg, und Jochen erzählt mir hinterher, dass der Parkplatzwächter beim Verlassen des Parkplatzes doch wieder Stress gemacht hat. Er wollte nochmal Geld. Wieder 19 Euro. Spinnt der? Jochen gibt Gas und fährt einfach davon. Gut so!

Das Abgeben des Onkels am Hafen dauert. Irgendwie kommen sie nicht rein, es herrscht totales Chaos und Jochen versteht mal wieder nicht, was vor sich geht. Aber das ist ja normal …! Irgendwann findet sich jemand, dem Jochen den Schlüssel anvertrauen kann. Dann kann er gehen, einfach so. Der Onkel bleibt an Ort und Stelle: Der Mitarbeiter von CFS kümmert sich ums Reinfahren und um den Rest. Er will sich bei uns melden, sobald alles geschafft ist. Jochen verlässt unseren Onkel – ohne Papiere, ohne Schlüssel, ohne Carnet de Passage. Das alles liegt bei CFS – und wir können jetzt nur hoffen, dass wir unseren Onkel irgendwie in Italien wiedersehen!

Am Mittag machen wir uns mit gepackten Rucksäcken auf in Richtung Bahnhof. Er ist in erreichbarer Nähe, dank Google Maps finden wir auch den Weg. Viel zu früh sind wir da. Unser Zug fährt erst um 14 Uhr. Wir setzen uns also in den kleinen Park vor dem Bahnhof und vertreiben uns noch ein bisschen die Zeit mit Kartenspielen, lesen, chatten, etc.
Im Bahnhof ist es unheimlich laut. Das hohe Pfeifen der Dieselloks dröhnt in unseren Ohren. Aber der Zug ist pünktlich und sehr luxuriös. Für 100 Pfund (10 Euro) pro Person haben wir ein erste-Klasse-Ticket für die ganze Familie. Im Zug ist es durch das Air-conditioning ziemlich unterkühlt und nach einer Stunde holen wir unsere Jacken heraus.
Nach zweieinhalb Stunden erreichen wir den Hauptbahnhof in Kairo. Ein netter Mann aus Saudi-Arabien hilft uns, ein Taxi zu organisieren. Für 50 Pfund fahren wir in den Stadtteil Maadi. Mit dem Taxifahrer ist mal wieder keine Verständigung möglich. Wir können nur hoffen, dass unser netter Übersetzer die Adresse richtig vermittelt hat. Der Verkehr ist chaotisch, es gibt viel Stau und geschlagene zwei Stunden später kommen wir bei Dunkelheit in Maadi an. Leider hat der Taxifahrer keine Ahnung, wie er die 6. Straße finden kann. Er fragt sich durch, wir wollen ihm mit Google Maps weiterhelfen, aber wir haben den Eindruck, dass er die Karte nicht lesen kann. Schließlich steigen wir aus, als wir denken, dass die Wohnung auf der anderen Seite der Metro liegt und es eine Fußgängerüberquerung gibt … zu Fuß finden wir schließlich die Wohnung von Karen. Nicht so ganz einfach in einer fremden Stadt, bei der man weder die Sprache noch die Straßenordnung versteht!

Bei Karen fühlen wir uns gleich wohl. Sie ist Lehrerin und arbeitet an der Deutschen Schule in Kairo. Ihr Mann arbeitet als Lehrer in Deutschland, hat gerade Herbstferien und ist diese Woche zu Besuch hier. Er hat uns sehr leckeres Abendessen gekocht, und wir genießen diesen ersten Vorgeschmack auf Deutschland.
Den Kontakt zu Karen haben wir über zehn Ecken bekommen: Jochens Schwester Gaby kennt jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt, die mal in Kairo als Lehrerin gearbeitet hat. Wie dem aus sei, wir sind sehr glücklich, hier eine so nette Unterkunft gefunden zu haben. Die Wohnung ist groß genug für uns alle und wir verbringen eine ruhige Nacht.