Für diesen Sonntag haben wir unseren “Schnorcheltrip” zum Thumbi Island gebucht. Das habe ich am Freitag mit dem Tourguide Peter ausgehandelt. Der „Listenpreis“ für einen halben Tag Schnorcheln (inklusive Ausrüstung) ist 35 US-Dollar pro Person zuzüglich 10 US-Dollar Eintritt in den Nationalpark. Aber ich glaube, das zahlt sowieso keiner. Der Preis nach einer halben Stunde harter Verhandlung reduzierte sich dann auf 50 Euro + 5 US-Dollar für uns sechs, inklusive des Parkeintritts. Da bin ich wohl an der Schmerzgrenze angekommen, doch ich finde das immer noch sehr viel Geld für eine Runde Schnorcheln – aber na gut, im Weltkulturerbe Lake Malawi und so ….

Das mit den Guides funktioniert hier so: Es gibt einerseits die „Anwerber“, die am Strand entlanglaufen. Der Strand ist in Abschnitte aufgeteilt und die „Anwerber“ wechseln jede Woche einen Abschnitt weiter (wir sind im „billigsten“ Teil des Strandes, je weiter westlich, desto teurer die Lodges). Dann gibt es die Bootsführer und die Begleiter. Alle gehören der Lake Malawi Tourguide Association an und teilen ihren Gewinn untereinander auf.

Peter holt uns pünktlich um halb neun ab. Der Himmel ist noch sehr bedeckt und wir hoffen, dass die Sonne im Laufe des Vormittags noch erscheinen wird, sonst sind die Farben nur halb so schön beim Schnorcheln. Peter selbst fährt gar nicht mit dem kleinen Motorböotchen „The warm heart of Malawi“ mit, sondern bleibt am Strand. Die Fahrt bis zur ca. 1 km entfernten Insel dauert ca. 15 Minuten. Schwups, schon sind wir da, genau schräg gegenüber von unserem Strand. Wir steigen aus, der Führer fragt uns, wann er uns wieder abholen soll und dann ist das Boot schon wieder weg. Da sitzen wir, leicht frierend im Wind. Noch macht einen das Wasser gar nicht so richtig an… Wir klettern ein bisschen über die Felsen, es gibt aber nichts Interessantes zu entdecken. Schließlich ist Silas der erste, der sich ins Wasser traut. Juli kommt gleich hinterher. Gleich nach einer Minute ruft er ganz begeistert: „Wow, hier gibt es richtig viele bunte Fische!“ und schnorchelt um die Ecke. Juli hinterher. Kurze Zeit später ist Juli plötzlich wieder neben mir an Land. „Was ist los?“, frage ich und versuche, ihren Gesichtsausdruck zu deuten. „Ich habe Angst vor Krokodilen“, gibt sie zu. Naja, nicht ganz unberechtigt, denn die soll es hier schon geben am Lake Malawi. Allerdings nicht hier.

Die Sonne blinzelt mehr und mehr durch die Wolken und wir gehen alle ins Wasser. Die Fische sind wirklich toll hier, wie im Aquarium. Es gibt blaue, blau-schwarz-gestreifte, gelbe, weiße, kleine und größere Fische. Die meisten schwimmen übrigens an der Stelle, an der die Touriboote am Felsen anlegen, denn dort werden sie immer mit Brot gefüttert. Leider ist die Sicht nicht so klar wie erwartet, man sieht unter Wasser kaum ein paar Meter weit.

Eine halbe Stunde vor dem ausgemachten Zeitpunkt kommt unser Motorboot plötzlich wieder zurück. Peter ist auch an Bord und schlägt uns vor, schon jetzt schnell zu der Stelle zu fahren, wo wir den Seeadler füttern können und dann noch einen anderen Schnorchelplatz aufzusuchen. „Ok, warum nicht?“, denken wir uns. Aber wir sind nicht schnell genug …. Bevor wir alles zusammengepackt haben, ist schon das Kontrollboot des Nationalparks bei uns und fragt nach, ob wir die Gebühren gezahlt haben. Ich verweise sie freundlich auf Peter und sage ihnen, dass wir einen „all-inclusive-Deal“ mit ihm haben. Der sieht ein bisschen hektisch aus, sie lamentieren auf Chichewa und schließlich scheinen sie sich irgendwie zu einigen. Naja, ist ja nicht unsere Sache. Aber jetzt wissen wir, warum Peter uns schon so früh hier weghaben wollte ….

Also, auf zum „fish-eagle“. Er sitzt auch ganz brav auf einem Baum. Peter pfeift und ruft. Dann wirft er einen Fisch in die Luft. Der Adler zeigt sich völlig unbeeindruckt. Ich glaube, er hat schon gefrühstückt. Oder wir sind nicht das erste Touriboot an diesem Vormittag. Auch den zweiten und den dritten Fisch will er nicht. Erst als ein zweiter Adler auftaucht, bequemt er sich von seinem Baum. Also doch noch etwas Show! Schön.
Wir drehen um und fahren zurück. Also doch kein neuer Schnorchelplatz, sondern zurück zum alten. Ist auch ok. War also vorher reine Flucht. Wir kommen um die Ecke, dort ist immer noch das Boot der Nationalpark-Typies. Wir legen nicht an der gleichen Stelle an, sondern fahren um eine weitere Felsnase und versuchen in Luv der Felsen mit ziemlich hektischen Wellen irgendwie an Land zu kommen. Uns ist klar: Die Sache mit dem Nationalpark ist noch nicht ausgestanden. Peter wollte die Gebühr sparen und in die eigene Tasche stecken. Und da kommen sie auch schon. Es wird ein bisschen ungemütlich. Peter wirkt sehr unglücklich, anscheinend wollen sie von ihm die ganzen 30 US-Dollar für uns. „I don´t make money out of this now!“ – „But you knew it, you made the deal with me!“. Ich denke, manchmal geht es gut und er wird nicht erwischt, manchmal hat er Pech. Wir werden nicht weich, er gibt nach und schließlich dürfen wir nochmals auf die Felsen und bis zum Nachmittag gemütlich schnorcheln. Und so schlecht war das Geschäft trotzdem nicht für ihn, denn er hat immerhin noch 30 US-Dollar von uns für das bisschen Hin- und Herfahren.

Zum Kaffee sind wir wieder zurück, die Kids vergnügen sich auf dem Trampolin und wir machen Reiseplanung. Sollen wir noch in den Süden von Malawi oder nicht? Wie wichtig ist die Gelbfieberimpfung und wo bekommen wir sie? Wir entscheiden, dass wir auf jeden Fall ein Stück in den Süden fahren und zwar bis zum Liwonde Nationalpark. Gaby möchte noch ein bisschen Tiere gucken.
Wir gönnen uns ganze zwei Bier zum Sundowner und in erheiterter Stimmung koche ich das Abendessen.