Der heutige Tag ist schnell erzählt: Der Wecker klingelt um halb sechs, sechs Uhr ist Abfahrt (ohne Frühstück), und dann heißt es fahren, fahren, fahren. Zunächst aus Addis raus, das dauert ca. eine halbe Stunde. Dann führt uns die Straße auf 2800m Höhe und wir fahren durch grünstes äthiopisches Hochland. Die Straße ist geteert und in einem akzeptablen Zustand. Trotzdem kommen wir auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von gerade mal 40 km/h. Es sind einfach wahnsinnig viele Menschen und Tiere auf der Straße, dazu kommen noch die Speedbumps ….

Vor Debre Markos nähern wir uns dem Blauen Nil, der hier im äthiopischen Hochland nördlich vom Lake Tana entspringt, dann durch Äthiopien und den Sudan fließt, wo er sich in Karthoum mit dem Weißen Nil zum großen Nil vereinigt. Der Blaue Nil schneidet einen bis zu 1800m tiefen Canyon ins Hochland. Diese Schlucht fahren wir im Schneckentempo hinab. Zunächst sieht man gar nichts, denn es ist sehr wolkig, dann aber geben die Wolken den Blick ins Tal frei. Was für ein Anblick! Einfach wunderschön! Weniger schön sind die tiefen Spurrillen, aber naja …
Unten angekommen überqueren wir eine recht neue Brücke und dann geht es wieder hinauf, hinauf, hinauf. Unser Onkel muss ganz schön was leisten! Die Landschaft ist einfach traumhaft, es ist alles saftig grün und die gelben Meskelblumen blühen überall auf den Wiesen.

Die erste Pause machen wir in Debre Markos nach ca. 300 km. Es ist bereits 14 Uhr. Wir tanken kurz, Toilettenpause, dann weiter. Unterwegs sehen wir immer wieder Bauern, die mit einfachsten Pflügen aus Holz und Ochsen ihre Felder bewirtschaften. Archaisch!
Wir fahren durch bis zur Dunkelheit. Zwischendurch schüttet es mal wieder heftig, September ist einfach noch Regenzeit. Unser Scheibenwischer – eigenhändig von Opa Schmider noch zuhause repariert – hält immer noch! Gegen halb sieben suchen wir uns einen Übernachtungsplatz im Wald ca. 30 km vor Bahir Dar. Wir haben 520 km geschafft, 12 ½ Stunden Fahrzeit ohne Pause. Wir sind alle ko!

Zum Glück taucht nur ein „Jodler“ (Originalausdruck von Jochen für alle möglichen Typen von Einheimischen) auf. Dieser spricht zwar kein Englisch, aber in Zeichensprache verständigen wir uns, dass wir hier übernachten wollen und er gibt uns sein ok. Na bitte, alles in Ordnung!

Morgen geht es an den Lake Tana und dann am Donnerstag weiter an die Grenze in den Sudan.