Die Schmiders im Hotel? Das passt doch gar nicht zusammen – so zumindest die Reaktion von Freunden bzw. Familie auf unseren derzeitigen Aufenthaltsort. Ja, wir können auch anders, da seht ihr mal!

In den ersten drei Tagen im Hotel hat uns die komplette Luxuslethargie überfallen: Wir setzen keinen Fuß vor die Anlage, müssen uns richtig aufraffen, um Notwendiges zu erledigen, Schule zu machen, etc. Wir schlafen aus und der Tag geht ziemlich schnell rum. Wir müssen richtig viel Energie aufwenden, um nicht Verschiebbares zu organisieren. Einerseits sei es uns ja mal gegönnt, oder? Andererseits ist es auch unbefriedigend, alles dauert plötzlich unendlich lange: eine Mail mit Dokumenten für die Verschiffung von Onkel Deutz verschicken (bis man so alles zusammen hat, abfotografiert, übertragen, getippt hat und dann noch die Internetverbindung steht) kann da schon einige Stunden in Anspruch nehmen. Dann müssen wir auch noch unseren Flug von Kairo nach Rom buchen, eine Unterkunft in Alexandria (wenn der Onkel im Hafen ist) suchen, dann eine in Kairo und dann noch eine in Rom bzw. Salerno. Außerdem werden wir in Italien wahrscheinlich einen Mietwagen brauchen, um von Rom nach Salerno zu kommen.
Irgendwann ist unser Internetguthaben auf dem Handy aufgebraucht, WLAN Fehlanzeige. Hier im Hotel können wir die SIM-Karte nur für ziemlich teures Touri-Geld aufladen. Wir verhandeln auf die Hälfte runter (was immer noch vergleichsweise viel ist) … und als wir schließlich kaufen wollen, dann ist der Ladenbesitzer gerade nicht da … Uff! Das alles ohne Energie.

Den Kindern geht es ähnlich. Sie fühlen sich wie im Urlaub und müssen sich trotzdem disziplinieren, d.h. Schule machen. Das fällt ihnen (wie uns) mehr oder weniger schwer, und so geht es nur mühsam voran. Alles dauert länger als sonst – aber immerhin tun sie (und wir) etwas! Wir scheinen auch mal eine Zeit zu brauchen, in der wir so vor uns „hintrielen“ – und dafür ist dieses Hotel doch ein sehr geeigneter Ort. Meistens nutzen wir den Vormittag (zugegeben etwas ineffektiv) zum „Arbeiten“, nachmittags geht es dann zum Schnorcheln an den Strand.
Dazwischen Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Jedes Mal mit Nachtisch und allem Pipapo. Die Kinder haben in den ersten drei Tagen gegessen wie die Scheunendrescher. Sie haben noch nicht so oft in ihrem Leben ein Buffet gesehen, und sie wollten unbedingt alles immer durchprobieren. Vor allem natürlich die Nachtische. Und zu jedem Essen mindestens zwei Becher heiße Schokolade, Fanta, Cola, Sprite im Überfluss. Sollen sie mal!
Das Frühstück schmeckt uns allen am besten: wir haben die Wahl zwischen Crepes, Schokocroissants, Müsli, Eier in allen möglichen Varianten, verschiedene Kuchen, etc. etc. Das Mittags- bzw. Abendbuffet hängt uns dagegen schon etwas zum Hals heraus. Aber wir sind froh, einmal nicht selbst einkaufen, kochen und abzuspülen zu müssen.

Am dritten Tag (Sonntag) ist die Lethargie dann an ihrem Höhepunkt angekommen: das meiste ist nun organisiert, Schule müssen wir nicht so richtig machen, da ja Sonntag ist (aber wir malen immerhin die Landkarte von unserer Afrikareise), und ich bekomme auch noch so richtigen Dünnschiss, der mir den letzten Rest Energie klaut. Ich verbringe also den größten Teil des Tages im Bett. So kann es auch nicht weitergehen!!
In den darauffolgenden Tagen stelle ich den Wecker auf Sonnenaufgangszeit und fange endlich wieder mit Laufen an – das letzte Mal war das im Süden von Tansania möglich, also vor gut zwei Monaten! Am Montag kann ich nur spazieren gehen, weil ich wegen des Durchfalls noch etwas schwach auf den Beinen bin, dann aber sind gemütliche Joggingrunden wieder drin. Wie schön!
Wenn ich zurückkomme, schmeiße ich die Mannschaft aus dem Bett, wir frühstücken so, dass wir um 9 Uhr mit der Schule beginnen können. Jetzt hat man zumindest wieder das Gefühl, bis zum Mittag etwas geschafft zu haben. Nachmittags bleibt dann noch genügend Zeit zum Schnorcheln, Spielen und Beachen.

Übrigens: Schnorcheln macht uns hier riesigen Spaß – das Riff ist überwältigend schön, wir finden sogar, dass es vergleichbar mit dem Great Barrier Reef in Australien ist, das Jochen und ich ja vor vielen Jahren einmal gesehen haben. Es gibt sowohl ein ungefährliches „Innenriff“, in dem auch Mio unbesorgt schnorcheln kann, wie auch ein Außenriff, an dessen Rand sich die Wellen brechen und wo es etwas tiefer hinuntergeht. Fische sieht man innen wie außen unendlich viele – es gibt Papageienfische, den berühmten Nemo, (nicht ungefährliche) Feuerfische, Blaupunktrochen, Zebrafische und viele, viele mehr. Die meisten scheinen gar keine Angst zu haben, denn sie schwimmen so dicht an einem vorbei, dass man meint, nur die Hand ausstrecken zu müssen, um sie zu berühren. Einen Fisch nennen wir sogar den „Angreiferfisch“ – dieser lebt direkt am Treppenabgang des Stegs und vollführt immer Scheinangriffe, sobald man ihn etwas ärgert. Wir hoffen, dass es bei dem „Schein …“ bleibt, er ist nämlich gar nicht mal soooo klein!
Gestern ist Jochen sogar mit einer Schildkröte zusammen geschnorchelt! Leider haben die Kinder und ich sie nicht mehr erwischt, obwohl wir sofort ins Wasser gerannt sind, als Jochen uns davon berichtet hat.
Auch die Korallenwelt ist hier noch komplett intakt, die Farben sind einfach nur spektakulär und wir können nicht genug von all dem bekommen. Echt cool! Wir haben sogar gehört, dass es ein paar Kilometer nördlich eine Seekuh geben soll, der man mit viel Glück beim Grasen zusehen kann. Wenn wir hier aufbrechen, werden wir sie vielleicht einmal suchen gehen …