Rückblick vom 30.9.2016
Wir erwachen bei bedecktem Himmel – im Zelt ist die Luft stickig, aber außerhalb geht ein angenehmer Wind. Wüsten-Frühstück, Wüsten-Schulunterricht, dann los. Da es nicht viel zu tun gibt im Sudan, fahren wir weiter und weiter. Ein paar Pyramiden oder Tempel hier und da, ansonsten super Straßen und Wüste soweit das Auge reicht!
Am Mittag erreichen wir Dongola und damit wieder das Niltal. Hier tanken wir – wollen wir in die Stadt? Nein, danke. Was sollen wir dort tun? Es ist zu heiß. Wir folgen dem Nil flussabwärts, mal in Sichtweite mal weiter entfernt. Aber immer durch die Wüste. Der Grünstreifen am Nil ist nur ein paar hundert Meter breit. Ziel des Tages ist Abri, hier soll es ein nubisches „Guesthouse“ geben, wo auch schon andere Reisende übernachtet haben. Der Besitzer Magzoub soll sehr gastfreundlich sein.

Auf dem Weg dorthin gibt es noch ein paar Tempel aus der altägyptischen Zeit, allerdings ist nicht mehr viel davon übrig. Annette und Stefan checken einige davon aus, wir wollen eigentlich noch zum Solib-Tempel, aber der ist schwer zu finden. Wir nehmen eine Schotterstraße zum Nil, hier soll es irgendjemanden geben, der uns mit einem Boot über den Nil zum Tempel bringt. Aber hier ist weit und breit niemand. Auch kein Boot. Wir laufen ein bisschen dackelig durch die Gegend, dann sehe ich, dass auch noch ein Großteil der 30 rohen Eier im Bad kaputtgegangen sind und eine gelbe klebrige Soße über den Boden und Teppich läuft. Ok, ich putze. Da es so heiß ist, ist alles schon richtig festgepappt. Da hilft nur der Pfannenschaber. Eigentlich könnten wir es als Rührei essen. Guten Appetit!

Am späten Nachmittag erreichen wir die nubische Kleinstadt Abri. Das Guesthouse ist nicht allzu schwer zu finden. Annette und Stefan sind schon da. Eigentlich wollen wir jetzt nur noch relaxen. Ausruhen, trinken, nichts tun. Aber Magzoub ist wirklich sehr, sehr gastfreundlich. Er lädt uns gleich zu sich nach Hause zum Essen ein. Und zwar jetzt sofort, kaum dass wir da sind. Das widerstrebt zwar unserem innersten Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung, aber wann hat man denn die Gelegenheit in ein nubisches Haus schauen zu dürfen? Wir nehmen die Einladung also an. Magzoub packt zuerst die Frauen in sein Auto und fährt uns den Kilometer zu seinem Haus und in einer zweiten Fuhre die Männer.  Sein „Wohnzimmer“ besteht aus einem ca. 5x5m großen Raum mit schönen orientalischen Vorhängen, möbliert es es mit zwei Betten, drei Sesseln und einem Fernseher. An der Decke verwirbelt ein Ventilator die Luft, er hat sogar eine Klimaanlage in der Wand, aber die macht so einen Höllenlärm, dass wir sie ausschalten. Wir begrüßen seine Frau und seine 4-Monate alte Tochter. Seine Frau verlässt daraufhin gleich den Raum und begibt sich in die Küche. Ihre Tochter lässt sie bei uns liegen. Schon wieder ein dermaßen zufriedenes Baby, kein Schreien, kein Quäken, nichts, obwohl lauter Fremde im Raum sind – da frage ich mich schon, was wir Europäer falsch machen??

Nach ca. einer halben Stunde wird unser Essen aufgetischt: Es gibt leckeres frisches Fladenbrot, dazu Hackbällchen (Schaffleisch) in einer leckeren Soße, und noch zwei weitere Soßen, eine davon vegetarisch. Wir setzen uns zum Essen auf dem Boden, gegessen wird mit den Fingern der rechten Hand. Es schmeckt ganz hervorragend!!

Gerade als die Sonne untergeht machen wir einen Abendspaziergang zurück zum Guesthouse und gehen zur Krönung des Tages im Dämmerlicht im Nil schwimmen – eine sehr willkommene Abkühlung und eine neue Erfahrung, denn der Nil hat eine ziemlich starke Strömung. Danach duschen wir – zwar auch mit Nilwasser, aber dafür mit viel Wasser und Duschgel! Einfach herrlich! Der Wind vom Nil her kühlt, es gibt keine Insekten, keine Moskitos, das Paradies auf Erden!