Warum macht man an einem solchen Tag eigentlich keine Fotos?

Alles sieht nach einem wunderschönen Herbsttag aus: als wir aufwachen, scheint die Sonne vom blauen süditalienischen Novemberhimmel und es ist so warm, dass wir fast versucht sind, draußen zu frühstücken. Jochen macht noch vor dem Frühstück einen Startversuch – und siehe da, der Onkel springt an, als ob er nie etwas anderes getan hätte! Also, alles gut, denken wir und genießen den sonnigen Vormittag. Wir beschließen, erst gegen 16 Uhr am Nachmittag loszufahren, so dass wir die warmen Stunden des Tages für ein paar nötige Putz-, Reparier- und Schuleinheiten ausnutzen können, trotzdem aber noch ein Stück vorankommen. Wir haben noch keinen genauen Plan für die nächste Woche, wollen aber auf jeden Fall Florenz und evtl. Venedig oder Pisa noch anschauen – je nachdem für welche Route wir uns dann über die Alpen entscheiden.

Mit dem Campingplatzbesitzer ist ein freundlicher alter Mann, der stolz die deutschen ADAC-Campingführeraufkleber an seiner Rezeption prangen hat, er spricht sogar selbst ein paar Worte deutsch. Der Campingplatz ist hypersauber, überall hängen Schilder, was man darf und was nicht. Außer uns ist niemand hier. Doch als ich den Mann frage, ob wir ausnahmsweise bis nachmittags bleiben dürfen, weist er zunächst mehrmals deutlich auf sein Schild hin, dass die Abreise um 11 Uhr stattzufinden hat. Um punkt 11 Uhr. Davon lässt er sich auch nicht so schnell abbringen. Das ist die Regel, punkt, aus. Schließlich lässt er sich auf ein 16 Uhr ein, aber bitte keine Minute später. Schließlich kommt er sonst mit seinem Putzplan durcheinander. Jaja, wir sind wieder in Europa. Und den Strom, den stellt er uns um 11 Uhr ab. Erst als ich ihn darauf hinweise, dass wir für den Strom nochmals zahlen würden, ist er einverstanden. Es ist so unglaublich, welche Schranken manche Menschen vor den Augen haben, sie sehen weder rechts noch links – noch kommen sie auf die Idee, dass da etwas sein könnte ….

Der Tag ist schneller vorbei als wir schauen können. Aufräumen, putzen, Schule und die kaputten Dachzelte neu abtapen – das alles hält uns auf Trab. Aber punkt vier Uhr fahren wir ab! Wir sind stolz auf uns! Auch, weil wir jetzt wieder im Onkel sind und soweit alles wieder fahrbereit scheint. Das ist doch alles gutgegangen, denken wir!
So, das erste, was dann nicht so ganz läuft, ist die Elektrik: wir können an den USB-Steckdosen (allen USB-Steckdosen) die Handys nicht laden. Ups, was ist denn da los? An den Handys liegt es nicht, auch die Ipods bekommen keinen Strom. Komischerweise funktioniert aber unser GPS, das auch in einer solchen 12V-Dose eingesteckt ist. Wir können uns das Problem nicht erklären. Kurz vor Schluss (so gegen 6 Uhr) geraten wir in einen Stau, der uns eine gute halbe Stunde aufhält. Da entschließen wir uns, die nächste Ausfahrt zu nehmen, irgendwo werden wir dort schon einen Stellplatz für die Nacht finden. Aber es verschwört sich zunehmend alles gegen uns an diesem Abend: Wir finden nix, kurven blöd eine halbe Stunde durch die Gegend und fahren dann auf die Autobahn zurück. Also, dann doch ein Rastplatz.
Dort angekommen, parken wir zwischen den LKWs. Gerade als wir stehen, bemerkt Juli plötzlich, dass der Holzfußboden im Onkel ganz nass ist. Oh nein, wo kommt das denn jetzt her? Ich öffne das Fach, in dem sich unser 60l-Wasserkanister befindet. Wir haben vergessen, den Deckel zu schließen. Wie blöd kann man denn sein? Ich ärgere mich sehr, denn das Wasser steht nicht nur unter dem gesamten Parkettboden, so dass dieser aufquillt, sondern auch unter der kompletten Sitzecke, wo wir unsere Vorräte, Bücher, Schulsachen, etc. aufbewahrt haben: Anstatt also das Abendessen zu kochen, räume ich die komplette Bank aus und wische, fluche, putze und fluche. Das Fach ist voller feinem Afrikastaub, der in Verbindung mit dem Wasser nun eine schöne braune Matsche ergibt – und außerdem voller Linsen, deren Verpackung vor einigen Wochen kaputtgegangen ist und die ich nicht herausgelesen habe, weil Staubsauger in ganz Afrika ein Fremdwort sind …
In der Zwischenzeit finden Jochen und Silas heraus, dass es unsere Bordbatterie total zerschossen hat (wahrscheinlich beim Überbrücken) und wir deshalb in der Wohnkabine kaum noch Strom haben. Sie bauen sie aus und hängen unsere Ersatzbatterie an, die wir in ganz Afrika nie gebraucht haben und die wir eigentlich nur für die Seilwinde mitgenommen haben. Ob dies das USB-Steckdosenproblem löst, ist allerdings noch unklar.

Das ist aber noch lange nicht das Ende vom Lied. Die Heizung will nämlich plötzlich auch nicht anspringen, obwohl sie heute Morgen noch ganz einwandfrei funktioniert hat. Und alles ist doch so nass! Warum? Keinen Schimmer …
Als ich eine Stunde später mit der Putzerei fertig bin, und Jochen und Silas die Ersatz-Batterie eingebaut haben, möchte sich Jochen die Hände waschen. Ich bin inzwischen beim Kochen. Er lässt Wasser laufen, da stellt die Wasserpumpe nicht mehr ab. Er gräbt sich nochmals unter die Bank zu unserem Wasserkanister und wieder ist alles nass!!!! Das kann doch nicht wahr sein, das habe ich doch gerade eben trocken geputzt! Aber doch, tatsächlich – zu unserem Entsetzen müssen wir feststellen, dass die Wasserpumpe nun auch ihren Geist aufgegeben hat. Sie leckt, und zwar massiv. Wir fluchen.

Wie kann ein Tag so schön anfangen und so enden? Zu alledem wird die Nacht heute bitterkalt, wir erwarten unter 0 Grad und neben uns parkt der einzige LKW auf dem ganzen gut gefüllten Parkplatz, der alle halbe Stunde sein Kühlaggregat anschmeißt. Ach ja, und Juli hat gerade eben noch ihren Reißverschluss vom Schlafsack abgerissen, so dass sie ihn nicht mehr schließen kann. Es wird Zeit, dass wir nach Hause kommen ….