Onkel daHeute nun ist endlich der entscheidende Tag gekommen. Vor genau drei Wochen sind wir in Alexandria angekommen und haben mit dem „Papierkrieg“ begonnen. Seit drei Wochen schlafen wir nicht mehr im Onkel. Seit drei Wochen wissen wir nicht, wie es ihm geht, wo er ist und ob er noch ganz ist. Heute sollen wir ihn wiederbekommen.
Jochen macht sich nach dem Frühstück auf den Weg: Zuerst Mietwagen abgeben – hier wird er noch ganz schön übers Ohr gehauen, aber das ist eine andere Geschichte – dann in den Hafen.

Dort ist er mit unserem „Broker“ Andrea Bottiglieri verabredet. Und dann geht alles schneller als erwartet: ein paar Stempel ins Carnet, ein bisschen Papierkram und Besichtigung des Onkels. Nein, es ist so gut wie nichts kaputt. Nichts gestohlen, alles Wichtige noch drin. Ja, sie haben zwei Schränke so unsanft aufgerissen, dass die Verriegelung ausgebrochen ist. Ja, sie haben auch hinten an der Kiste das Schloss beschädigt. Und ja, den „Knochen“ (also den Hauptschalter für die Starterbatterie) haben sie natürlich nicht umgelegt, so dass die Batterie pupsleer ist. Aber ansonsten ist alles ok!! Wir sind sehr froh und können uns glücklich schätzen, dass es trotz der langen Hafenzeit in Alexandria so glimpflich abgegangen ist.
Robert hatte weniger Glück: Bei ihm ist vorn in der Fahrerkabine das Autoradio und ein Teil der Elektronik herausgerissen worden.

Am späten Mittag holt uns Jochen mit dem Onkel an einer Straßenecke in Salerno ab. Hier können wir unter laufendem Motor (der Onkel sollte ja wegen der Batterie nicht ausgehen) mitten im Verkehr parken und ein paar Sachen umpacken, so dass wir fahrbereit sind: Das Fahrrad, das wir auf unserer Sitzecke festgezurrt hatten, befestigen wir wieder außen am Fahrradständer, und das Brett, das den Durchgang verschließt, schrauben wir ab. Und los geht´s! Wir verlassen Salerno bei grauem Himmel und strömendem Regen in Richtung Norden. Erstmal raus aus dieser vollen Stadt, in der wir mit dem Onkel kaum mal an einer Ecke stehen bleiben können.

Wir fahren in Richtung Rom, beschließen dann nach 140km und 3h, dass es für heute reicht. Wir müssen noch einkaufen und Wasser bunkern, außerdem brauchen wir auch etwas Zeit, um unsere Sachen aus den Rucksäcken wieder an ihren richtigen Plätzen zu verstauen. Wir finden einen Lidl und Jochen wagt es, während des Einkaufens den Motor auszumachen. Das ist leider ein Fehler. Der springt nämlich nicht mehr an. Er zuckt nur ganz leicht, murmelt so ein bisschen, spuckt und schweigt. Absolut tot. Nicht nur die Starterbatterie, sondern komischerweise auch die Verbraucherbatterie. Wie kommt das denn? So ein Mist!! Und hier auf dem Lidlparkplatz gibt es nur eine Menge alter italienischer Damen, die uns bestimmt nicht weiterhelfen können.
Wir erörtern verschiedene Szenarien: Wir könnten den ADAC rufen – immerhin sind wir ADAC-Plus-Mitglied – aber das würde uns nicht wirklich weiterhelfen, wir könnten dann zwar starten, aber die Batterie würde nicht geladen werden. Wir wollen ja nicht mehr stundenlang weiterfahren. Ein Anruf beim ADAC lässt uns mit der Auskunft im Regen stehen, dass wir zwar mit dem PKW beim ADAC sind, nicht aber mit einem LKW. Das würde also kosten … Der hilft uns also nicht wirklich.
Eine weitere Möglichkeit ist, Hilfe von der Tankstelle bzw. dem Autohaus nebenan zu bekommen. Leider auch Fehlanzeige: Entweder sehr unfreundlich (Tankstelle), freundlich aber inkompetent (Autohaus) oder keine Englischkenntnisse (beide). Jochen kehrt unverrichteter Dinge wieder zurück.
Oder vielleicht schlafen wir einfach auf dem Lidlparkplatz, ist ja eigentlich gar nicht so schlecht hier … aber so ganz ohne eigenes Licht, nur in der dunklen Kabine. Und Wasser haben wir auch keines. Irgendwie auch nicht erstrebenswert.
Schließlich kommt Jochen auf die glorreiche Idee, dass wir doch einfach mal versuchen könnten, ihn anzuschieben. Ja, klar, sieben Tonnen!? Aber siehe da, es geht. Und er startet sogar! Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?

Wir haben uns diesen Ort (Cassino) ausgesucht, weil es weit und breit den einzigen Stellplatz für Wohnmobile besitzt. Im Dunkeln brauchen wir noch einige Zeit bis wir den Platz gefunden haben, doch dann hat er alles, was wir für heute brauchen: vor allem Strom und Wasser. Super, wir sind gerettet! Und was morgen ist, sehen wir morgen. Die Batterie wird auf jeden Fall immer noch leer sein …
Zum Abendessen gibt es übrigens „Linsen mit Spätzle und Saitewürschdle“ (die italienische Lidl-Variante)!