Rückblick vom 16.9.2016
Wir stehen früh auf und fahren ohne Schule los, denn wir sind um 14 Uhr in einer Seitenstraße des Internationalen Flughafens in Addis mit Daniel verabredet. Woher kennen wir Daniel? Ja, das ist einer dieser Zufälle dieser Reise und ein Verdienst der neuen Medien, die wir zunehmend zu schätzen lernen … Als wir in Swasiland die Familie Stahl aus Deutschland trafen, die uns zum ersten Mal davon berichtete, dass es wirklich möglich ist die westafrikanische Küste als Familie komplett zu bereisen, öffnete diese uns auch die Augen, welche Facebookgruppen es für Afrika- bzw. Weltreisende gibt und welche Möglichkeiten des Austausches, der Vernetzung und der gegenseitigen Unterstützung diese bieten. Und sie vernetzten uns auch mit Menschen, die sie über viele Ecken in Äthiopien „kennen“. Ja, und so sind wir zu Daniel gekommen. Er ist Deutsch-Äthiopier, geboren in Äthiopien, aufgewachsen in Deutschland mit einem deutschen Vater und einer äthiopischen Mutter, jetzt seit vier Jahren wieder in Äthiopien und hier verheiratet, zwei kleine Kinder. Er hat uns netterweise zu sich nach Hause eingeladen, und das ist natürlich für uns eine super Möglichkeit, mit jemandem zu sprechen, der beide Kulturen kennt – die deutsche und die äthiopische.

Wir sind also in einer Seitenstraße des Flughafens verabredet. Da wir seit Äthiopien kein Internet haben, konnten wir uns seit einer Woche nicht mehr über den Facebook-Messenger austauschen und deshalb habe ich ihn vom Lake Langano aus angerufen, um diese Verabredung zu treffen. Wir hoffen nur, dass wir die richtige Seitenstraße finden …

Die Fahrt verläuft eigentlich gut, es sind nur knapp 200 km bis Addis. Die Kinder machen „mobilen Schulunterricht“, was inzwischen auch schon ganz gut klappt. Wir finden sogar einen großen Obst- und Gemüsehändler, so dass wir unsere knapp gewordenen Vorräte wieder auffrischen können. Die Kinder trinken einen leckeren Erdbeersaft aus echt äthiopischen Erdbeeren. In der Pause stellt Jochen leider fest, dass unser Hinterrad heiß gelaufen ist und dass Öl ausläuft. Mist! Hoffentlich ist es nicht das Lager! Jetzt müssen wir auch noch eine Werkstatt in Addis aufsuchen.

Pünktlich wie echte Deutsche kommen wir genau um 14 Uhr am Flughafen an. Wir finden eine Seitenstraße, in der man eigentlich nicht parken darf … wir warten. Und tatsächlich. Zehn Minuten später parkt ein weißer Caddy hinter uns und Daniel steigt aus. Cool, dass das geklappt hat! Wir folgen ihm bis zu seinem Haus. Dieses ist relativ groß und er wohnt hier mit seiner Frau, seinen beiden Kindern und den beiden Schwestern seiner Frau, wovon eine der beiden auch schon ein Kind hat. Lustigerweise haben auch die beiden Schwestern deutsche Männer, also ein durchweg äthiopisch-deutscher Haushalt mitten in Addis.

Es ist nicht ganz einfach, hier mitten in der Stadt einen Parkplatz für den Onkel bzw. einen Übernachtungsplatz für uns zu finden. Daniels „compound“ (Grundstück) ist zu klein, die Nachbarn haben ein zu niedriges Stromkabel und an der Straße ist es relativ eng. Rettung kommt in Form der koptischen Kirche, die hier nur wenige hundert Meter entfernt liegt. Nach einigen Verhandlungen und dem Besitzerwechsel eines 100 Birr-Scheins dürfen wir schließlich auf dem Gelände der Kirche parken.
Wir werden von Daniel und seiner Familie zu einem Abendessen eingeladen: Es gibt äthiopisches Sauerteig-Fladenbrot, dazu Rindfleisch und gegrilltes Gemüse. Sehr lecker. Danach bekommen wir eine echte äthiopische Kaffeezeremonie zu sehen: Die Großmutter, die gerade auf Besuch ist, bereitet den Kaffee zu: Zuerst werden die Bohnen geröstet und dann zu den Gästen gebracht. Wir dürfen daran schnuppern: Mmh! Danach werden die Bohnen gemahlen und aufgebrüht. Die kleinen Tässchen stehen auf einem Silbertablett, daneben wird etwas Weihrauch angezündet, so dass der Kaffee gemeinsam mit dem Weihrauchduft eingenommen wird. Sehr schön!

Nach dem Abendessen fallen wir todmüde in die Betten unseres Onkel Deutz direkt neben der Kirche.