Rückblick vom 23.9.2016
Wir machen uns um 9 Uhr auf den Weg. Es ist immer noch sehr schwül, das Thermometer klettert auf über 30 Grad. Bis Karthoum sind es knappe 500 km, wir wollen versuchen, den ganzen Weg am heutigen Tag zu schaffen. Also brausen wir los. Bis Gedaref ist die Straße noch mit Schlaglöchern übersäht, dann biegen wir nach Nordwesten ab, und sie wird merklich besser. Nur die unzähligen Polizeikontrollen und Checkpoints bremsen uns, sie sind jedoch meist sehr freundlich und wollen nichts von uns. Einmal müssen wir Roadtoll zahlen, sie kostet bis Karthoum um die 8 Euro. Auch nicht gerade ein Schnäppchen.

Wir wundern uns darüber, dass die Landschaft auf dem ganzen Weg bis Karthoum relativ grün ist. Es muss an der Regenzeit liegen, denn man sieht, dass es hier normalerweise eher trocken und wüstenartig ist. Die Behausungen der Menschen verändern sich nach und nach: In der Nähe der Grenze zu Äthiopien herrschen die typisch afrikanischen Rundhütten vor, doch je weiter wir nach Norden kommen, desto arabischer wird alles. Die Häuser sind eckig, stehen enger zusammen, sind jedoch weiterhin aus Lehm gebaut. In jeder Ansiedlung gibt es mindestens eine Moschee. Auch die Menschen sind anders gekleidet und wir merken, dass wir in einem Wüstenstaat sind: die Männer tragen lange weiße Gewänder und einen weißen Hut, die Frauen sind in bunte Tücher gehüllt und verschleiert.

Der Sudan ist ein Land, in dem zu 98% Muslime leben. Die restlichen 2% sind koptische Christen bzw. afrikanischer Naturglaube. Als Gesetz herrscht die Scharia, d.h. zum Beispiel auch, dass man keinen Alkohol trinken, kaufen oder verkaufen darf. Da wir so schnell aus Äthiopien rausgefahren sind, haben wir noch einige Bierdosen und zwei Weinflaschen übrig, die wir nun verstecken müssen. In der Öffentlichkeit darf ich nicht mit kurzen Hosen oder einem Top herumlaufen, auch baden im Bikini ist ein Tabu. Zum Glück wird von Touristinnen nicht erwartet, dass sie einen Schleier tragen.
Karthoum ist aufgrund der Scharia die sicherste Stadt in ganz Afrika: Wer hier stiehlt, dem wird die Hand abgehackt …

Nach einer langen und heißen Fahrt kommen wir um 17 Uhr in Karthoum an. Es hat 41 Grad. Wir schwitzen was das Zeug hält. Solche Temperaturen sind wir nicht gewöhnt. Das German Guesthouse, das uns sehr empfohlen wurde, ist schwer zu finden. Werden wir den versprochenen Pool vorfinden? Wird es vielleicht zu teuer sein für uns? Wir versuchen, den Kindern nicht allzu viel Hoffnung zu machen, damit sie nachher nicht enttäuscht sind, falls es mit dem Pool nicht klappt.
Schließlich sind wir da, es gibt einen Pool und ja, wir können bleiben! Wir bekommen ein sehr faires Angebot: Für 20 US-Dollar pro Erwachsener dürfen wir vor dem Tor parken, im Auto schlafen, haben Strom und bekommen für die ganze Familie „AI“, d.h. Essen, Getränke, WLAN, Pool, Wäscheservice ist alles im Preis inbegriffen.

Wir bekommen Spaghetti und Salat zum Abendessen und die Kinder genießen bis 10 Uhr abends den Pool (der mindestens 28 Grad hat). Der Manager des Hotels – ein Deutscher, der seit etwa sieben Jahren in Nord- bzw. früher auch Südsudan unterwegs ist – erzählt uns, dass ein Hotelzimmer hier 85 US-Dollar kostet. Wir sind ihm sehr dankbar für sein großzügiges Angebot.