Rückblick vom 1.10.2016
Heute machen wir einen chilligen Tag. Nach den vielen Fahrtagen durch die Wüste genießen wir den nächtlichen angenehm kühlen Wind, der vom Nil her zu uns ins Dachzelt weht und das Ausschlafen – zumindest theoretisch, denn ab 6 Uhr morgens brüllen die Esel. Trotzdem können wir noch ein bisschen liegenbleiben und nehmen ein spätes Frühstück mit frisch gebackenem sudanesischem Fladenbrot im Onkel Deutz ein. Die Temperatur ist immer noch sehr angenehm!

Für den heutigen Tag haben wir uns nicht viel vorgenommen. Silas und Mio machen einmal wieder Flötenunterricht, danach schlendern wir über den Markt. Alles ist ziemlich günstig hier, wir kaufen uns einen nubischen Kaftan und Juli ersteht ein Paar Flip-Flops, da ihre in Äthiopien geklaut wurden. Außerdem werden wir zum Tee eingeladen, der lecker und sehr süß ist. Dazu bekommen wir „tema“, eine Art Krokette, aber mit Bohnenmus gefüllt. Sehr lecker! Zum Schluss gehen wir noch eine frisch gepressten Orangen- bzw. Grapefruitsaft trinken, den sie hier leider mit Wasser mischen, deshalb war er sehr dünn.
Während Annette und ich mit den Kindern über den Markt schlendern, fahren Jochen und Stefan mit Magzoub zur Fähre, die sie inspizieren wollen, weil seit gestern auf der anderen Seite des Nils eine ganz neue Grenze nach Ägypten geöffnet hat. Sie kommen zurück mit der Ansicht, dass wir diese Fähre nehmen könnten. Erstmal jedoch müssen wir auch noch das jenseitige Nilufer erkunden, es gibt nämlich noch keinen Landungssteg und keine Verbindungsstraße vom Nil zur neuen Teerstraße, die dann an die Grenze führt.

Am Nachmittag macht jeder so ein bisschen was er will: lesen, spielen, chatten, faulenzen, Reiseführer lesen, etc. Wir versuchen noch, eine Buchung in einem Hotel am Roten Meer in Ägypten hinzubekommen, da es dort keine Campingplätze gibt. Aber leider ist das Internet so langsam, dass wirklich rein gar nichts geht. Zum Glück hat man ja Familie in Deutschland, die einem da aushelfen … vielen Dank, Gaby!

Am Spätnachmittag machen Jochen, Stefan und die Kinder dann eine Bootstour ans Westufer des Nils. Zunächst einmal weiß der Bootsführer wohl gar nicht, wo die Fähre anlegen soll, denn er lässt sie einfach irgendwo im Nirgendwo heraus. Schließlich fährt er doch noch ein Stückchen weiter und kommt dann wohl an die richtige Stelle. Allerdings gibt es auch hier keinen Anleger, sondern reines Naturufer. Um in Richtung Straße zu kommen, muss man erst einmal eine halbe Düne hinauffahren und dann nochmals einige wenige Kilometer querfeldein. Die halbe Düne ist steil und teilweise tiefsandig. Jochen hat erhebliche Zweifel, ob der Onkel das packen würde …
Viel diskutieren können wir nicht, denn wir sind zum Tee noch bei einem Farmer eingeladen, den wir heute schon im Ort getroffen haben. Magzoub packt uns also wieder in sein Auto und wir fahren ca. einen Kilometer ans Ende des Ortes. Der Farmer führt uns zunächst auf sein Feld und pflückt uns eine ganze Menge Grapefruits, die er uns für die Fahrt mitgeben möchte. Dann begeben wir uns in sein Haus. Hier ist seine ganze Familie versammelt. Wir sitzen auf Betten auf der Veranda. Es gibt mit Milch und Zucker versehenen Schwarztee, dazu süßes Gebäck. Die Kinder haben einen riesigen Durst, allerdings trinken die Sudanesen hier ausschließlich (braunes) Nilwasser! Ein solches wird uns auch gereicht, der Höflichkeit halber nippen wir alle daran. Dann sehen wir, dass sie das Nilwasser in großen Tontöpfen auch filtern und bitten um ein gefiltertes Glas Wasser. Jetzt ist es nur noch leicht bräunlich, und … naja, unsere Mägen sind ja schon etwas abgehärtet …

Nach dem Tee verabschieden wir uns herzlich und fahren zurück zum Guesthouse. Es ist schon reichlich spät, wir haben aber den ganzen Tag noch nichts Gescheites gegessen. Wir suchen also noch ein „Restaurant“ auf dem Marktplatz auf, es gibt allerdings nur noch Fladenbrot (nicht mehr so ganz frisch) mit Bohnenmus. Geschmack der Marke „essbar“.

Ach ja – und alles Auskundschaften und Diskutieren hat sich heute Abend als sinnlos herausgestellt, denn die Fähre fährt morgen nicht, weil der Vater des Kapitäns ganz plötzlich verstorben sei … Das heißt, wir müssen doch zum berühmt-berüchtigten Grenzübergang Wadi Halfa, auf den wir so gar keine Lust haben …! Wir rätseln noch eine Weile, was wohl Mazgoub dazu bewegt hat, plötzlich seine Meinung zu ändern und uns doch nicht über den neuen Grenzübergang zu schicken?? Wir glauben die Story von dem Verstorbenen nicht so recht …