Rückblick vom 26.7.2017:
Am späten Vormittag verlassen wir Mzuzu nach Schulunterricht, Geldwechseln und Kurzeinkauf in Richtung Norden. Die Straße schlängelt sich durch grünes abwechslungsreiches Bergland. Nach ca. 130 km kommen wir an einer Stelle vorbei, an der es laut Reiseführer eine alte Bambusbrücke und ein kleines Museum geben soll. Wir brauchen sowieso eine Mittagspause und halten an.
Das Ganze entpuppt sich als absolut lohnenswerte originale Show. Ein älterer Malawier hat sich diesen Ort aufgebaut, komplett mit zwei alten Lehmhütten, in der einen hat er kulturelle Relikte der Malawier aus den letzten 100 Jahren gesammelt, in der anderen spielt er einem eine heilige Ahnenbeschwörung vor.

Er tut alles mit einer derartigen nicht aufgesetzten Leidenschaft, er erklärt, spielt Theater, singt und tanzt, dass man nur fasziniert zuhören und mitmachen kann. Mit ungeheurem Stolz präsentiert er seine Kultur, die auch heute noch lebendig ist, lacht zwischendurch wie irre und ist einfach faszinierend. Besonders angetan hat es ihm ein selbstgebauter Plattenspieler: die Menschen in Malawi hatten damals zwar keine Schallplatten, stellten diese aber aus Eisen her und tanzten dann zu den kratzigen quietschenden Eisenlauten. Sogar die Kinder des Dorfes sind in das Schauspiel miteinbezogen. Und wohlgemerkt: wir sind die einzigen Zuschauer, für mehr Personen wäre auch gar kein Platz in der Lehmhütte.
Auch die 100 Jahre alte Bambusbrücke über den Fluss ist durchaus einen Besuch wert. Und mit Crocs bzw. Flip-Flops balanciert es sich auch gar nicht so einfach darüber!

Erfüllt, aber mit hungrigem Magen – es ist inzwischen fast 15 Uhr und wir haben immer noch nichts gegessen – fahren wir noch ein Stück weiter, um an einer ruhigeren Stelle unser Mittagessen einzunehmen.

Wir haben immer noch 40 km vor uns, wobei die letzten 11 eine echte Herausforderung für Mensch und Maschine werden: Wir wollen hinauf auf das Nyika-Plateau zur alten Missionsstadt Livingstonia. Wir wurden gewarnt – nur mit Vierradantrieb, die 11 km dauern mindestens eine Stunde, etc. – aber wir haben es uns nicht so hart vorgestellt: kaum bei Chichewe von der Hauptstraße abgebogen, geht es los: ein übles, felsiges, enges, steiles Bergsträßchen. Wollen wir uns das wirklich antun? Wir wollen. Also, erster Geländegang rein, Töpfe und andere lose Gegenstände auf dem Boden im Bad verstauen und los. Der Onkel Deutz schwankt, holpert, schnauft und hoppelt über Steine und Felsbrocken in steilen Serpentinen nach oben. Wir schwitzen und klammern uns fest wo es nur geht. Mio merkt einmal an, dass sie jetzt doch gern daheim wäre. Und Silas will mittendrin diskutieren, ob wirklich alle weiterfahren wollen. Von Juli und Gaby auf der Rückbank hören wir keinen Laut.
Das Ganze dauert fast zwei Stunden – wohlgemerkt für 11 km! Und zum Schluss müssen wir dann auch noch durch einen dichten Wald bis zur Lukwe Lodge, das hat uns gerade noch gefehlt! Mit viel Toleranz gegenüber weiteren Kratzern auf den Dachzelten und an den Seitenwänden preschen wir auch hier noch durch. Nur wenn es wirklich nicht anders geht, steigen Silas und ich aus, um Zweige abzubrechen oder zur Seite zu biegen. Irgendwann steigt die Toleranzgrenze an ….
Bei Einbruch der Dämmerung haben wir es geschafft. Erschöpft parken wir, genießen eine heiße luxuriöse Dusche, kochen und fertig!