Ja, der Abschied am Ostermontag fiel uns allen schwer! Vorher mussten wir aber noch „kurz“ Wäsche waschen und trocknen, Ställe putzen und die Halterung für unsere 4 neuen Trinkwasserkanister fertig stellen und montieren. Das alles dauerte seine Zeit und wir kamen erst am Spätnachmittag los. Es flossen auf allen Seiten Tränen, denn es war doch eine lange Zeit, die wir miteinander verbracht haben. Juli wird ihre Pferde sehr vermissen, Mio ihren kleinen Lieblingshund Nougy und wir alle diese herzlichen und offenen Menschen. Weniger vermissen werden wir die abendlichen Spülsessions und die vielen Reparatur- und Putzarbeiten, die uns manchmal etwas sinnlos vorkamen …
Wir schafften es nur einige Kilometer weit bis Paarl, aber das einzige Ziel des Tages war erreicht: Loskommen.

Am Dienstag brauchen wir alle erst einmal einen Ruhetag. Außerdem ist es so kühl und regnerisch wie noch nie. Sind wir noch in Afrika??
Aber: Ich kann mich zum ersten Mal seit Wochen mal wieder aufs Fahrrad schwingen und einfach nur durch die Gegend radeln. Herrlich!! Was für ein Gefühl von Freiheit! Am Rand von Kapstadt fühlte ich mich in meinem Bewegungsdrang doch aufgrund der Sicherheitsbedenken erheblich eingeschränkt. Und außerdem ist es das erste Mal seit mehr als einem Monat, das ich ein paar Stunden nur für mich habe. Erst jetzt wird mir klar, wie sehr ich das in der letzten Zeit vermisst habe.

Am Mittwoch geht es weiter: Wir fahren über den Bain´s Kloof Pass nach Tulbagh. Der Bain´s Kloof Pass ist laut Reiseführer nicht für Wohnmobile geeignet. Als wir uns bei Nieselregen und wolkenverhangenen Berggipfeln mit Onkel Deutz nach oben schrauben, werden wir zweimal eindringlich von entgegenkommenden Fahrzeugen gewarnt: Wir sollen umdrehen, wir würden mit diesem Auto nicht durchkommen, zudem sei noch ein Lastwagen seit 12 Stunden an der engsten Stelle hängengeblieben. Wir sind stur. Wenn wir es nicht schaffen, drehen wir eben dann um. Die Durchfahrtshöhe jedenfalls müsste einigermaßen hinhauen: 3,87m. Wir sind so ungefähr 3,85m. Aber eben nur so ungefähr.
Wir kommen an die kritische Stelle, es ist ein überhängender Fels. Davor steht ein LKW an die Felswand gepresst. Die Polizei sichert die Stelle ab. Wir nähern uns. Am LKW kommen wir noch gut vorbei. Dann der Fels. Ich steige aus, Jochen weist Silas an, zwischen den Dachzelten den Kopf zur Dachluke herauszustrecken, weil man nur von oben erkennen kann, ob wir wirklich durchpassen. Warum regen sich die Polizisten nur so auf? Wissen sie nicht, dass Silas sich zwischen die zwei Dachzelte wegducken kann?
Und dann: alles halb so wild, es geht. Allerdings, sagt Silas hinterher, seine Hand hätte nicht mehr zwischen Zelt und Fels gepasst.
Als wir durch sind, fragt einer der Polizisten uns nach Essen und Trinken. Sie wären seit dem Vorabend hier und hätten seitdem nichts gehabt. Wir teilen unser letztes Brot und geben ihm ein Stück Käse dazu.

So langsam kommt auch wieder die Sonne durch. Tulbagh ist ganz hübsch mit lauter reetgedeckten Friesenhäuschen. Passt irgendwie auch nicht so nach Afrika. Wir essen Lunch in einem belgischen Restaurant und fahren weiter bis ins herrliche Bergstädtchen Montagu. Hier werden wir einige Tage bleiben und etwas klettern (juhu!).