Wir sind weiterhin ziemlich beschäftigt in dieser Woche: der Unterricht der Kinder nimmt eine wichtige Rolle ein, da wir nun die Hefte der Mitschüler haben und wissen, was wir bis zu den Weihnachtsferien noch aufholen müssen. Es ist zum Glück nicht soo viel – in einigen Themen haben wir in Afrika mehr gemacht als gefordert, dafür ist anderes zu kurz gekommen. Und so beschäftigen wir uns diese Woche mit der Geschichte des Mittelalters, Chemie, der englischen Lektüre von Robin Hood, der Konjugation von französischen Verben mit etre oder Geometrie.
Am Dienstag sind wir außerdem in Mio´s Klasse eingeladen: Silas, Juli und Mio haben einen kleinen Vortrag über unsere Afrikareise vorbereitet.
Jeder hat sich seine „Lieblingsgeschichte“ unserer Reise und dazu sechs bis acht Fotos herausgesucht. Silas Teil der Präsentation handelt vom Okavango-Delta in Botswana, Juli erzählt von unserem 4-wöchigem Aufenthalt in dem Backpacker und Ridingcenter Fatpony in Kapstadt und Mio berichtet vom Schnorcheln und den Pyramiden in Ägypten. Ich ergänze noch mit einer Geschichte über unseren Besuch bei den Massai. Silas hat aus den Bildern eine Powerpoint-Präsentation erstellt, wir haben im heimischen Wohnzimmer ausgiebig geprobt und so gerüstet machen wir uns am Dienstagmorgen auf in die Schule. Mio´s Klasse – eine jahrgangsgemischte Klasse aus zwanzig Erst- und Zweitklässlern – erwartet uns schon gespannt. Zuerst gehen wir in das Treppenhaus der Schule, dort hängt eine Weltkarte und Silas erklärt den Kindern unsere Reiseroute durch Afrika und bis nach Hause. Dann geht es ins Klassenzimmer. Hier tragen wir der Reihe nach vor, die Kinder hören uns sehr still zu und stellen uns im Anschluss noch eine Menge Fragen.
Für Mio war es der erste Vortrag vor einer Klasse, und sie hat es sehr gut gemacht. Für Silas und Juli war es eine gute Übung, denn nach den Weihnachtsferien werden sie in ihrer eigenen Klasse selbst eine Präsentation halten und dann werden sie auf sich allein gestellt sein.
Während die Kinder und ich in der Schule sind, erhält Jochen einen Anruf des Rektors: Mio muss ab sofort in die Schule. Er lässt nicht mit sich handeln. Obwohl wir es für wenig sinnvoll halten, jetzt eine Woche vor den Weihnachtsferien noch einzusteigen, geben wir schnell nach. Erstens sind wir dankbar, dass wir dieses eine Jahr bekommen haben, zweitens haben wir uns in den letzten beiden Wochen bereits ganz gut wieder eingelebt und drittens freut sich Mio sehr auf die Schule und ihre Klassenkameradinnen. Also, ab Donnerstag haben wir wieder ein Schulkind! Ganz nebenbei bedeutet das auch eine Erleichterung für Jochen und mich, denn wir müssen nur noch zwei Kinder schulisch betreuen.
Neben diesen wichtigen Ereignissen sind wir weiterhin damit beschäftigt, das „normale“ Leben wieder zum Laufen zu bekommen: Dazu gehören Gartenarbeit, Fensterputzen, Zahnarzttermine und natürlich auch das Treffen mit alten Freunden, die wir schon lange nicht mehr gesehen haben. Toll, dass wir auch noch spontan einen Kaffee mit Nachbarn trinken oder meine Schwester zum Essen einladen können.
Trotz der vielen schönen Dinge, die wir hier wieder erleben dürfen, wächst mir alles etwas über den Kopf. Ich habe das Gefühl, den ganzen Tag gegen Windmühlen anzukämpfen, ich arbeite und arbeite, aber ich schaffe es gerade einmal, den Alltag zu managen. Alles Zusätzliche muss ich mir hart erkämpfen. Ich komme mir eingespannt und verplant vor, ich kann plötzlich nichts mehr selbst bestimmen. Deshalb klinke ich mich am Donnerstag einmal komplett aus und gehe in die Sauna. Einen Tag für mich. Für mich allein. Zeit, ein Buch zu lesen und zu träumen. Das tut gut!
Jochen und ich beschließen, dass wir uns ab jetzt mit dem Alltagsmanagement (Unterricht der Kinder, kochen, einkaufen, putzen, etc.) abwechseln – das ist vor allem mein Wunsch. So hat jeder von uns – zumindest theoretisch – jeden zweiten Tag frei. Und dann kann man auch einmal ohne schlechtes Gewissen Sport machen oder den Schreibtisch ohne Unterbrechung frei räumen.
Am letzten Sonntag gab es in unserem Nachbarort ein Benefizkonzert für das Kumbali-Projekt, das wir ja auch auf unserer Reise durch Malawi besucht haben. Die Vorsitzende des Kumbali-Vereins hat es organisiert, in der Kirche waren über hundert Leute und eine ganz beträchtliche Summe an Spendengeldern ist zusammengekommen. Wir freuen uns sehr darüber, weil wir wissen, dass dieses Geld sehr gut angelegt sein wird und überlegen selbst noch, was wir für dieses kleine aber feine Projekt tun könnten. Denn wir haben unbedingt das Gefühl, noch etwas zurückgeben zu wollen … Afrika, den Menschen und der Gesellschaft.
Wenn wir nun an Afrika denken, kommt so etwas wie Wehmut auf. Wie war der Himmel blau, die Erde rot und die Menschen freundlich! Wir freuen uns über unsere tollen Erlebnisse und Erfahrungen, ja, und manchmal wünschen wir uns ein bisschen zurück….
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