Letzte Woche – unsere erste zuhause – haben wir uns gleich mal so richtig ins Volle gestürzt: ein Besuchs-, Aufräum- und Organisationsmarathon! Zwischendurch haben Jochen und ich uns manchmal angeschaut und gefragt: Wo bleibt denn bei all dem unser Afrika-Abenteuer? Sind wir jetzt schon wieder voll drin im deutschen Vorweihnachtsstress? Was machen wir hier eigentlich? Waren wir überhaupt je weg?
Ja, diese erste Woche war ein Senkrechtstart zuhause. Hat Kraft gekostet. Und manchmal hat es (uns) auch ein bisschen gestunken. Aber jetzt fliegen wir so langsam wieder!
Ja, es ist nicht einfach nach Hause zu kommen. Das hat uns jeder Reiseerfahrene unterwegs prophezeit. Was aber die Herausforderung sein würde, das konnte uns niemand so genau sagen.
Ist es vielleicht das Hineinfinden ins geregelte Leben, das Halten an Terminpläne, etc.?
– Nein, auch während der Reise war unser Leben diszipliniert.
Ist es vielleicht das Übermaß an Konsum und Kommerz in unserer Gesellschaft, an dem man Anstoß nimmt?
– Ja, ein bisschen schon. Eigentlich brauchen wir nicht viel zum Leben, das haben wir in dem einen Jahr bewiesen. Und vor allem: Das haben wir bei den Menschen aus Afrika erlebt. Wozu soll man sich Gedanken über Weihnachtsgeschenke machen, wenn man sowieso schon alles hat? Es ist doch Wahnsinn, dass wir schon gar nicht mehr wissen, was wir schenken sollen!
Ist es das Leben im „grauen“ deutschen Büroalltag, der einem zu schaffen macht?
– Nein, das Leben hier bei uns ist alles andere als eintönig. Wir haben doch (fast) alle Möglichkeiten, unser Leben aktiv zu gestalten. Wir leben im Paradies, nur wissen das die wenigsten!
Ist es das Hamsterrad, in dem man schon nach kurzer Zeit wieder drinsteckt?
– Vielleicht. Aber das liegt auch mit an einem selbst. Wir sind jedenfalls gleich ein paar Runden gerannt bis uns die Puste ausgegangen ist. Nun steigen wir lieber wieder aus. Wohl dem, der es merkt!
Ist es das mit Freude erwartete Wiedersehen mit Freunden, die dann aber nur kurz Interesse für die Reise heucheln und sich dann wieder den Alltagsthemen zuwenden?
– Auch das können wir nicht bestätigen. Außerdem würden wir verstehen, dass andere Themen bei den „Daheimgebliebenen“ genauso wichtig sind. Aber womit wir uns im Moment schwer tun ist sinnentleerter Smalltalk: eine Diskussion über das Auto (lieber BMW, Audi oder Daimler?), den x-ten Urlaub auf der Aida, die vielen Vorzüge des Thermomix, das ausführliche Abwägen der verschiedenen weiterführenden Schulen für den jüngsten Sprössling oder das Fachgespräch zwischen wohlbelesenen Weinkennern über Geschmack von spanischem Rotwein versus italienischem. Das scheint uns alles so belanglos!! Wo es doch so viele Themen gibt, über die man sich wirklich Gedanken machen sollte in dieser Welt, in der wir leben – sei es unser zwiespältiger Umgang mit den Flüchtlingen in Deutschland, Europa, Trump und die USA oder aber auch ganz persönliche Themen. Warum bloß fällt uns das oft so schwer?
Während unserer Afrikareise waren wir uns immer sicher, dass das Zurückkommen für uns kein Problem sein würde. Nach 10 Tagen können wir uns dazu aber noch kein wirkliches Urteil erlauben – nur so viel: so einfach wie gedacht ist es auch nicht!
Wir sind aber so langsam dabei, Afrika nachwirken zu lassen. Das ist auch einer der Gründe, warum wir die Kinder noch nicht in die Schule schicken (was auf leichten Unglauben bzw. Unverständnis in unserem Umfeld stößt: „Was, die Kinder sind noch nicht in der Schule?“). Ja, wir könnten es uns einfach machen. Dann wären die Kinder versorgt und wir hätten deutlich mehr Zeit für uns selbst bzw. um alles zu regeln. Aber so war diese Familienzeit nie gedacht. Wir haben gemeinsam dieses Jahr angefangen und werden es auch gemeinsam beenden. Dazu gehört eine Vor- und eine Nachbereitungszeit. Und dazu gehört auch, dass wir uns die Zeit nehmen, zurückzuschauen: Was bleibt? Was nehmen wir mit? Und das geht nicht im Alltagsbetrieb.
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