Es ist kalt, eiskalt!! Das Thermometer sinkt nachts unter den Gefrierpunkt. Genauso erging es gestern auch unserer Stimmung…
Aber von vorn: Nach dem Verlassen der Wildcoast machen wir uns in Etappen auf in die Drakensberge. Unser erster Stopp sind die Tsitsa Falls. Dort genießen wir einen wunderschönen abgeschiedenen Backpacker und die tolle Natur der südlichen Drakensberge. Das Wetter ist mäßig und es wird tagsüber nicht wärmer als 12 Grad.
Leider spürt Jochen seit einigen Tagen Schmerzen auf der rechten Seite im unteren Rippenbereich. Jetzt wird es nachts auf einmal richtig schlimm, sodass wir am nächsten Tag auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen müssen. Aber natürlich ist Sonntag. Wir fahren bis Matathiele, das ist die nächstgrößere Stadt auf unserer Strecke in Richtung Lesotho. Und wir haben mal wieder großes Glück. Hier gibt es ein privates Krankenhaus mit westlichem Standard und der behandelnde Arzt diagnostiziert einen entzündeten Nerv (aber erst nachdem er Jochen mit einer „Massage“ so richtig schön gequält hat!). Jochen erhält eine Cortisonspritze direkt ins Schmerzzentrum, dann noch einen Schmerzcocktail, so dass es ihm so richtig schön schwummrig wird. Zum Glück lassen die Schmerzen merklich nach und wir laufen (mal wieder) bei Dunkelheit den örtlichen Campingplatz an.

Diese ganze Geschichte zehrt natürlich etwas an den Nerven. Und durch die Kälte seit einigen Tagen schlafen alle (außer mir) im Onkel Deutz, so dass es deutlich enger zugeht bei uns. Dazu kommt das Gefühl, gerade nicht so richtig voranzukommen …. Auf jeden Fall meckert jeder mit jedem und wir haben so richtig schlechte Stimmung, als wir uns am folgenden Tag in Richtung Lesotho auf den Weg machen. Der Grenzübergang ist problemlos, die Landschaft traumhaft, aber so richtig genießen können wir die Bergkulisse an diesem Tag nicht. Und ich kämpfe zudem mit Onkel Deutz und den Bergpässen. Es geht entweder ganz steil hoch – oder ganz steil runter! Das heißt schalten, schalten, schalten. Die Nacht verbringen wir einfach neben der Straße, denn es gibt nur wenig Campingplätze in Lesotho und wir können an diesem Tag keinen mehr erreichen. Nach dem Abendessen sprechen wir unseren Ärger aus und geloben nach einem intensiven Gespräch alle Besserung.

Am nächsten Tag – wir haben inzwischen Dienstag, den 3.5 – kommen wir nach 100 km und fast 4 Stunden Berg- und Talfahrt in Semonkong (2000m über Meereshöhe) an. Hier gibt es eine Lodge mit Campingplatz direkt an einem Fluss. Tolle Lage – aber die hat auch ihren Preis. Die Besitzerin der Lodge (natürlich eine Weiße …) lässt auch nicht mit sich handeln und wir sind fast versucht, wieder weiterzufahren, wenn wir nicht unbedingt zu den Wasserfällen hätten wandern wollen. Also zahlen wir den teuersten Preis seit Beginn unserer Reise ….
Dafür ist es umso interessanter, das kleine Städtchen Semonkong zu besuchen. Wir fühlen uns um mindestens 100 Jahre in der Zeitrechnung zurückversetzt. Die Menschen in Lesotho leben hauptsächlich von ein bisschen Landwirtschaft (Ziegen- und Schafherde), sie wohnen in einfachen Rundhütten und sind bekleidet mit Gummistiefeln und einer Wolldecke gegen die Kälte. Es ist ein sehr freundliches Volk und mit unserem Onkel Deutz erregen wir mal wieder viel Aufsehen. Aber schön ist, dass hier niemand bettelt (so wie wir es zum Beispiel in Mdumbi erlebt haben). Die Menschen scheinen mit dem wenigen, was sie haben, zufrieden zu sein. Das Städtchen ist unbeschreiblich: Wir laufen vom Campingplatz über den Fluss einen sehr groben steinigen Weg hinauf. Immer wieder überholen uns galoppierende mit Mütze und Wolldecke vermummte Reiter, die beladene Esel, Schafe oder Ziegen vor sich her treiben. Der Ort selbst besteht aus Rundhütten und einfachen Häusern, die mit viel Abstand zueinander auf einem hügeligen Land gebaut sind. Bis ins „Zentrum“ läuft man in etwa zehn Minuten. Die ca. 500m lange „Einkaufsstraße“ besteht aus zwei Reihen kleinster Blechhütten, von denen jede zweite das gleiche zu verkaufen scheint: entweder es gibt Fettgebackenes und kleine Tüten mit Popcorn oder Gummistiefel, Mützen und einige Kleider. Überall tummeln sich unzählige freundlich lachende Menschen, manche mehr andere weniger vermummt, dazu kommen die Pferde, die Esel und die Reiter. Es ist ein turbulentes Durcheinander. Staunend nehmen wir diese andere Welt zur Kenntnis.
Übrigens: Autos gibt es so gut wie keine. Der „Parkplatz“ ist eine reiner Pferdeparkplatz.